1. Um die Brennweite des Objektivs zu verlängern (und so eine höhere Vergrößerung mit denselben Okularen zu erzielen), müßte man eine Zerstreuungslinse vorsetzen. Um nennenswerte Brennweitenverlängerung zu erzielen, müßte diese Linse eine beträchtliche Brechkraft haben. Dann aber erzeugte sie auch beträchtliche Abbildungsfehler, allen voran sphärische und chromatische Aberration. Also müßte sie als achromatischer Zweilinser ausgeführt sein, und so etwas gibt es in der hier benötigten Größe nirgends serienmäßig zu kaufen. Zwar gibt es ähnliche achromatische Zweilinser mit negativer Brechkraft als Vorsätze für Stereomikroskope zur Erzielung längerer Arbeitsabstände (bei verminderter Vergrößerung), aber die haben nur Durchmesser von max. etwa 50 mm und nicht die richtige Brechkraft.
2. Eine solche achromatische Vorsatzlinse verlängerte zwar die Objektivbrennweite, aber damit das vom Objektiv erzeugte Bild dann trotz längerer Brennweite wieder in der Feldblendenebene des Okulars scharf abgebildet wird, müßte das Objektiv samt Vorsatzlinse aus dem Spektiv ausgebaut und etwa um die Brennweitenverlängerung weiter vorn (unter Verwendung einer Rohrverlängerung) eingebaut werden. Das wäre sehr teuer, sähe wahrscheinlich schlimm aus und machte die hermetische Abdichtung (Wasserdichtheit, Beschlagfreiheit) zunichte.
Also kommt eine solche Lösung nicht in Frage.
Man könnte, ohne das Objektiv auszubauen und die Wasserdichtheit zu verlieren, nur einen Vorsatz-Telekonverter vorschalten, wie er für verschiedene Digitalkameras und Video-Camcorder erhältlich ist und im Prinzip wie ein schwach vergrößerndes Galilei-Fernrohr gebaut ist. Aber diese Vorsatz-Telekonverter haben normalerweise viel zu kleine Öffnungen und sind auch qualitativ viel zu schlecht. Der einzige mir bekannte Tele-Vorsatzkonverter mit einem zumindest für kleinere Spektive ausreichenden Öffnungsdurchmesser ist der 1,8fach-Konverter Raynox HDP-9000 EX mit einem 72-mm-Anschlußgewinde (fürs Filtergewinde des Objektivs). Er könnte über passende Adapter z.B. an 62er- und 65er-Spektive angesetzt werden, ohne zu vignettieren.
Aber dieser riesige, eigentlich für HDTV-Videorecorder konzipierte Telekonverter, der möglicherweise auch nicht gut genug für diesen Zweck ist (das Auflösungsvermögen eines hochwertigen Spektivs im visuellen Gebrauch ist wesentlich höher als das einer HDTV-Kamera), wiegt stattliche 825 g, hat vorn einen max. Durchmesser von 120 mm und kostet 1040,- Euro. Da sehe ich absolut keine Chance für einen Einsatz am Spektiv.
Walter E. Schön