Hier, am Rande des Ochsenfurter Gaues sind Kraniche ein eher seltener Anblick. Vielleicht ist es im Norden so kalt geworden, daß einige Vögel jetzt schon ihre Rast - und Sammel - und Schlafplätze verlassen. Jedenfalls verläuft hier keine der typischen Zugrouten der Kraniche.
Vorgestern und gestern gegen 18 Uhr, Gruppen von jeweils weit mehr als 100 Vögeln.Von Norden nach Süden.
Die Vögel würden wohl unbemerkt vorüberziehen, doch sie rufen und kommunizieren ununterbrochen miteinander, was alleine schon ein Gefühl des Staunens bei mir hervorruft. Natürlich habe ich ein (zwei, drei) Fernglas griffbereit und die Kraniche fliegen auch wirklich direkt vor meinem Atelier vorüber und ich habe sie lange im Blick, bis sie im rotgefärbten Abendhimmel davonziehen.
Die Formation ändert sich andauernd, wobei es immer wieder zu einer keilförmigen Figur kommt,und es auch öfter mehrere Führungsflieger gibt. Der vorderste Kranich schlägt beständig und kräftig mit den Flügeln und es sieht so aus, daß die Segelpausen immer länger werden können, je weiter hinten ein Vogel fliegt und im Vergleich zum Frontman enorm viel Energie einsparen kann oder vielleicht auch schwächer ist. Wird unser Frontman langsamer oder werden die Windschattenflieger schneller, kommt es in der Formationsspitze zu Stauchungen, Zusammenballungen und Ausweichmanövern, daß das Chaos ausbricht. Die Formation löst sich auf und beginnt sich gleich aufs Neue zu bilden, Mit einem neuen Frontman vielleicht. Dieses wechselnde Schauspiel wird von diesen schönen Rufen begleitet, was ich ganz unwissenschaftlich als mehr empfinde als reine Stimmfühlung.
Und weil ich ja auch ein bißchen fernglascrazy bin, habe ich auch öfter zwei oder drei Ferngläser am Lager. Nicht nur eines und immer dasselbe.
Mit Liebling Zeiss 7x42 FL kann ich die gesamte Formation verfolgen, alles gestochen scharf gegen den Himmel abgebildet, ohne jeden Farbsaum, der das Schärfeerlebnis trübt. Und das ist bei mir und bei meinem Swarovski 8,5x42 EL leider der Fall. Tolles Bild, wie immer, aber ich kriege die Vögel nicht so scharf wie im FL. Dann noch ein Blick durch das dicke Zeiss 10x56 FL. Auch hier alles superscharf und brillant. Der Blick richtet sich durch die hohe Vergrößerung automatisch auf Einzelne und Teile der Formation.(Wäre gut für die Frontmanbeobachtung gewesen) Ich sehe die Vögel nun zwar größer, doch sind sie soweit weg und klein, daß mein Gezittere den Sehgenuß einschränkt. Also wieder das kleine 7x42 FL her und das Schauspiel im Breitwandformat zu Ende beobachtet.
Schön wars. Kilian.