Hallo Herr Tautz,
Kritiker hat recht, fast zumindest, denn ich habe mich bei der Anfrage von Herr Aschwanden sofort an eine Zeiss Pressemitteilung zum Erscheinen der 32er Victory FL(und nicht zu den Diascopen) erinnert. Das war zu einer Zeit, als ich begonnen hatte, mich für die Naturbeobachtung und für Ferngläser zu interessieren und als ich neben meinem ersten Fernglasschatz, einem Cateye 8x56, bereits ein höherwertiges Minolta Activa 8x42 D WP besaß. Damals begannen jedoch Leica, Swarovski und Zeiss schon eine magische Anziehungskraft auf mein Sparschwein auszuüben.
Beeindruckt hat mich damals die Angabe, daß beim 10x32 FL ganze 7 Linsen im Okular verbaut sind. Das hat mich begeistert, bis dahin dachte ich, daß 6 Linsen das allerhöchste der Gefühle wären. Weiterhin las ich, daß die Objektive nicht nur aus 2 oder 3, sondern sogar aus 4 Linsen aufgebaut wären und den Namen Superachromat trugen. Das war dann der nächste Superlativ, der in meinen Gehirnwindungen hängengeblieben ist. Herr Wehran hatte also ganz Arbeit geleistet, allerdings ohne unmittelbare Folgen für den Unternehmenserfolg von Zeiss, was mich als Kunden anbetrifft, da ich erstmal der Versuchung der form-, farb- und kontrastschönen Modelle der Marke mit dem Roten Punkt unterlag, bevor ein EL das Minolta ersetzte.
Also, das Zeiss die Fokussierlinse zum Objektiv zählt, habe ich gar nicht vermutet und es so tief in meinem Kopf bewahrt, daß ich Herrn Aschwanden spontan antworten konnte.
Nun wurde die Fokussierlinse aber dem Objektiv zugerechnet. In einem aktuelleren Forumsbeitrag hatte ich dies auch schon in Betracht gezogen, nachdem ich mit Leica Ferngläsern verglichen hatte. Danke für den Hinweis zum Schnittbild, da wird es selbst für mich deutlich. Beim Abzählen von optischen Elementen in kleinen Schnittbildern, zumal, wenn sie in Gruppen verbaut sind, halte ich mich ansonsten lieber zurück. Genauer nachgedacht, erscheint es auch mir auch recht aufwendig, in ein kleines Fernglas so einen sog. Superachromat einzubauen, der wohl nur für sehr anspruchsvolle Kameratechnik in Frage kommt.
Aber sei's drum, gerade habe ich die Pressemitteilung vom 28.09.2004. auf der Zeiss Seite wiedergefunden. Ich zitiere einmal Carl Zeiss Sports Optics:
"Diese Sondergläser ermöglichten die Rechnung eines vierlinsigen Objektivs vom Typ
Superachromat für optimale Farbwiedergabe, höchste Auflösung (Bildschärfe) und eine hervorragende Bildfeldebnung. Der erste Superachromat in der Photographie, eine Zeiss Pionierleistung, wurde als das perfekte Objektiv bezeichnet."
und
"Vierlinsiges Objektiv vom Typ
Superachromat für weitest gehende Korrektion aller Bildfehler."
Ich habe das Gefühl, daß Sie sich die Frage zum Superachromat selbst und vor allem viel besser als ich beantworten können, aber da ich nun mal so leichtsinnig war, diesen Begriff aus der Zeiss Pressemitteilung im Forum zu verbreiten, ohne ihn kritisch zu hinterfragen, will ich es versuchen. Vielleicht eröffnet ein Dialog zu diesem Thema ja nicht nur mir sondern auch anderen Forumsteilnehmern die Chance etwas zu darüber zu lernen.
Als
Superachromat wird ein Linsensystem bzw. ein Objektiv bezeichnet, daß theoretisch in der Lage ist, vier verschiedene Lichtwellenlängen bzw. Farben in ein und derselben Ebene zu fokussieren, also den Farblängsfehler annähernd perfekt zu korrigieren, wobei es neben chromatischer Aberration ebenfalls spärische Aberration bzw. Öffnungsfehler u.a. korrigiert. Objektive dieser Art werden wohl in teuren Kameraobjektiven verwendet, z.B. gibt es wohl Carl Zeiss Tele-Objektive die annähernd einen diesem Zweck dienenden Aufbau besitzen sollen(Sie sehen, ich bin vorsichtig geworden.) Der fertigungstechnische Aufwand ist vor allem wegen der geforderten engen Toleranzen hoch und es muß teures FL-Glas verwendet werden.
So, Herr Tautz, vielleicht können Sie jetzt auf meine Frage antworten, ob in den 32er FL nun Superachromaten verbaut sind, oder nicht, und ob es Objektive dieser Art überhaupt gibt, oder ob es sich um ein theoretisches Ideal handelt, welches in der Optik praktisch so nicht umgesetzt werden kann, aber in angenäherter Form realisiert wird.
Wissbegierige Grüße
Jan Münzer