Sie schreiben nicht, um welche Tageszeit sie an dem Brutplatz des Uhus waren. Die Vögel sollten jetzt mit der Balz begonnen haben, sie werden ab etwa 30 Minuten vor Sonnenuntergang zu hören sein (wenn keine Geräuschkulisse stört, was leider häufig der Fall ist). Am Tage halten sich Uhus, wenn sie nicht gerade auf ihre Jungen aufpassen, normalerweise verborgen. Die Uhus werden gelegentlich auch in der Dämmerung fliegen und Sie könnten versuchen, sie dann zu sehen. Dafür ist Ihr Glas dann allerdings nicht das beste, trotz des sicher hervorragenden Ultravids, zu dem ich Sie ansonsten beglückwünsche.
Nun kenne ich die Beobachtungsumstände und insbesondere die Entfernungen bei Ihnen nicht, aber Uhus können zur Brutzeit vergleichsweise leicht gestört werden. Wenn nicht gerade ein schützender Fluss oder eine sehr hohe Felswand eine so große Entfernung schaffen, dass eine Beobachtung nicht stört (das ist an den Plätzen, die ich kenne, ohne Spektiv nicht möglich), sollten Sie ab Mitte Februar bis Mitte Juni den Platz m.E. gar nicht aufsuchen. Zwar gewöhnen sich an einigen Plätzen Uhus auch an unverdächtige Spaziergänger oder auch an laufende Arbeiten in Steinbrüchen. Personen, die stehen bleiben, werden aber dennoch sehr wohl registriert und man kann nie vorhersagen, wie die Vögel reagieren werden. Anfang/Mitte Juni sind die Jungen dann hoffentlich flügge und Sie können deren erste Flüge vielleicht beobachten. Junge Uhus bemerkt man übrigens meist zuerst an zischenden Rufen, die ganz anders klingen als die Rufe der Altvögel. Bei vernünftigem Verhalten sind auch bei uns durchaus beeindruckende und nicht störende Uhu-Beobachtungen möglich, aber man erlebt ja so manches: Hunde haben z.B. an so einem Platz nichts zu suchen. Die großen Eulen könnten übrigens auch frei laufende kleine Hunde ernsthaft gefährden, wenn sie sich bedroht fühlen. Aber ich habe auch schon einen Scheinangriff auf einen Schäferhund gesehen, der natürlich nicht angeleint war und dem Brutplatz deshalb viel zu nahe gekommen war. Das führt dann leider leicht zu völlig übertriebenen Befürchtungen bei einigen Anwohnern in der Umgebung eines Uhu-Brutplatzes, die sich aber nur zu wenig in der Natur auskennen. Und wenn dann noch Sommerloch ist, dann kann man schon ahnen, was im Lokalblättchen stehen wird. Dabei ernährt sich die Großeule an den Plätzen, die ich kenne, hauptsächlich von Ringeltauben, Igeln, Ratten und anderen kleineren Säugern.
MP