Durch einen Hinweis von Herrn Jülich wurde ich auf das Kowa YF 8x30 aufmerksam. Er hat es im Forum als uninteressant bewertet und im Gespräch vorgeschlagen, ich sollte mir selber ein Urteil bilden.
Nun habe ich ein 5x teureres Nikon, das man ruhig als Referenz bezeichnen könnte, allein der Preisunterschied macht die Einordnung schwierig. Ich habe daher von ihm ein Vixen Ultima 8x32 erhalten, Baujahr ca. 2005, ohne Gebrauchsspuren, praktisch neuwertig. Das Ultima war durchgemessen, die Werte stehen mir zur Verfügung.
Hier ist meine Bewertung.
Zuerst auf die Waage. Das YF 8x30 wiegt 490 Gramm, das ist angenehm leicht.
Dann zum mechanischen Teil.
Die Knickbrücke ist etwas schwergängig, in der Stellung minimal neigt sie zum leichten Rucken, das erschwert ein präzises Einstellen, ob dies ein Ausreisser ist, kann ich nicht prüfen, ich habe nur ein Exemplar.
Das Fokussieren mit dem gewöhnungsbedürftigen Verstellrad geht für ein abgedichtetes Fernglas ziemlich leicht, die Verstellkraft ist wie bei vielen Ferngläsern richtungsabhängig, im Bereich der Anschläge nimmt die Verstellkraft merklich zu. Der tote Gang beträgt ca. 3 mm am Verstellrad-Umfang, das ist ziemlich viel. Die Dioptrieneinstellung ist mittelschwergängig, das ist im üblichen Rahmen. Bei meinem Exemplar ist der Nullpunkt in Richtung plus verschoben, das ist in der Preisklasse nicht wichtig.
Wichtig und durchaus störend ist die Ausführung der Okularverschiebung. Hier kommt es bereits beim Neugerät zu ungleichförmiger Verschiebung in erheblichem Umfang, Ich messe bei meinem Exemplar ca. 0,5 mm, das ist zuviel, zumal wir aus Erfahrung wissen, dass diese Fehler zunehmen können.
Kommen wir zum optischen Teil.
Der Papiertest von Walter E. Schön erlaubt zwar keine Größenbestimung, nimmt man aber Vergleichsmodelle hinzu, lassen sich die Abweichungen gut beschreiben.
Das Vixen Ultima 8x32 hat eine Transmission von knapp 84%, ein ordentlicher Wert für ein Porrofernglas der Mittelklasse, die Farbwiedergabe erscheint minmal grüngelb. Das Nikon 8x30 EII ist heller und im Vergleich eher grünlich als gelb.
Das Kowa ist dagegen lichtschwächer und verfärbt deutlicher in der Tendenz zum schwachen gelbrot, wie man es auch von den Nikon HG kennt. Hier reden wir aber über ein Porroprismenglas. Bleibt also die Frage nach dem Prismenmaterial.
Ich messe für die Eingangspupille li 29,7 und re 29,9 mm.
Ich messe für die Ausgangspupille li 3,6 und re 3,7 mm
Zur Messung benutze ich ein Objektmikrometer mit 0,1 mm Teilung, jede Messung wurde oft genug wiederholt.
Der Beobachtungstest ergibt ein zwiespältiges Bild.
Positiv, die Farbsäume sind nicht sehr ausgeprägt, da ist das Ultima schlechter, gleiches gilt für die geringe Verzeichnung.
Negativ, die Bildfeldwölbung fängt sehr früh an, von der Mitte aus betrachtet läßt die Lesbarkeit bereits bei 50% Radius nach, sie nimmt zum Rand stärker ab und läßt sich nicht herausfokussieren, die Prüffiguren verziehen sich zum Rand hin.
Ebenfalls negativ ist der Kontrast, über dem Bild liegt immer ein leichter Schleier, es kommt zu sichtbaren Aufhellungen, kein Vergleich zu den Bildern, die das Ultima zeigt, vom Nikon ganz zu schweigen.
Der typische Gegenlichttest, kompakte Leuchtquelle im Sehfeld, flutet das ganze Bild, die Leuchtquelle ausserhalb positioniert zeigt eine schwache Richtungsabhängigkeit. Hier geht jede Menge Information verloren.
Den Praxistest besteht dieses Kowa deshalb nicht, weil man nach jedem Fokussieren erst über den Schärfepunkt hinausfahren muß und dann ein Stückchen zurück, damit die eingestellten Schärfeebenen übereinstimmen.
Dem Vergleich mit dem guten Ultima und dem sehr guten Nikon EII besteht es nicht, ich will keine Preis-Leistungsdiskussion anfangen, den dann sind auch Aldi-Lidl-Ferngläser zu gebrauchen, ich behaupte einfach, dass es meine Mindestanforderungen nicht erfüllt.
Nach einer Nacht im Kühlschrank war das linke Objektiv von Innen dicht, wieviel Prozent Stickstoff enthält die Füllung?
Ich werde am Mittwoch das Glas reklamieren, das Ergebnis werde ich mitteilen.
Kritiker
