Ich wünsche allen Lesern ein frohes neues Jahr. Mein früherer Chef pflegte dann zu ergänzen "und Gesundheit, dann schaffen wir den Rest schon". Der Mann hatte Recht, Gesundheit ist entscheidend.
Erfahrungsberichte sind subjektiv, auch ein wenig zufällig, wobei es eigentlich egal ist, wichtig ist nur, dass wir uns beim Lesen dieser Subjektivität bewußt sind.
Ich komme aus der Industrie, nach meiner Berufserfahrung sind teurere Produkte normalerweise genauer geprüft, die Abweichung innerhalb einer Produktionscharge sind kleiner. Es ist daher meiner Erfahrung nach ein Unterschied, ob ich ein Premiumfernglas oder ein Einsteigerfernglas vergleiche. Ich habe daher einen befreundeten Händler in GB um Unterstützung gebeten. Ich komme darauf zurück.
stefan_r hatte etwas provokant behauptet, das von ihm geschätzte Nikon YF 8x30 wäre in wesentlichen Punkten, wie Kontrast und Schärfe, hier beschränkt auf den inneren Beobachtungsbereich von 60% Sehfelddurchmesser, jedem Dachkantmodell bis 1000 Euro zumindest gleichwertig.
Nun darf man annehmen, dass weder stefan_r noch ich, noch sonst ein Teilnehmer einen vollständigen Überblick über alle Fernglasmodelle haben, die stefan_rs Bedingungen erfüllen. Das Nikon HG gehört aber in jedem Fall dazu und es ist auch ziemlich bekannt.
Wie habe ich getestet?
Ich habe eine verputzte Hauswand benutzt, um den Bereich zu bestimmen, der bei maximaler Mittenschärfe noch als scharf betrachtet werden kann.
Ich habe ein Zeiss 3x12 mono und eine kleine Testtafel von Zeiss, Werbegeschenk auf leichtem Karton, zur Bestimmung von Auflösung und Kontrast benutzt.
Ich habe unseren Maschendrahtzaun zur Bestimmung des Farbsaumes benutzt.
Bei bedecktem Himmel, Pupillenöffnung > 2,5 mm, habe ich am Freitag ab 14.00h den Bereich guter Schärfe bestimmt. Rauhputz eignet sich dazu ganz gut.
Ich erhalte für das Nikon HGL umgerechnet 95m/1000m scharf, keine Unterschiede zwischen den beiden Fernglastuben.
Ich erhalte beim YF 8x30 mit der gleichen Methode 65m/1000m links und 70m/1000m rechts.
Ich habe daraufhin bei meinem Freund angerufen und ihn gebeten, einmal für mich zu kontrollieren. Er hat 3 Exemplare ausgepackt und am Samstag geprüft. In 2 von 3 Fällen war ebenfalls ein rechts-links Unterschied zu erkennen.
Wir halten fest, das Nikon HG schneidet in dieser Disziplin um Klassen besser ab. 2:0
Weil wir nicht ausschliessen können, ob und wie stark unser persönlicher Visus den Auflösungstest bestimmt, nimmt man ein Zusatzfernrohr zur Hilfe und erreicht auf diese Weise 24:30 bzw. 24:32.
Die Testtafel wurde in Augenhöhe aufgehängt, dann habe ich den Abstand so gewählt, dass die Schraffurgröße 10 noch sicher aufzulösen war. Diesen Test habe ich mehrmals wiederholt. Entgegen der oft geäusserten Meinung kommt das HG aus diesem Test besser heraus. Analysiert man warum, dann spielt der Kontrast eine entscheidende Rolle. Mißt man den Abstand und nimmt das Abstandsverhältnis der beiden Ferngläser als Maß, dann liegt das HG etwa 5% vorne, das ist nicht wenig.
jetzt steht es 3:0
Wiederholt man jetzt den Test mit dem 3x12 Mono, so wird das Ergebnis deutlicher. Das HG hat mehr Reserve und die lassen sich nicht alleine mit den 2mm mehr Öffnung erklären. Während das HG durch den Ansatz des 3x12 mono den Leseabstand fast verdreifacht, genauer 2,8x erreicht das kleine Kowa YF nur 2,5x. Weil der Himmel bedeckt war, habe ich die Testtafel mit einem Halogenstrahler angestrahlt, damit ersetzt man zwar keinen Sonnenschein, man kommt aber zu einem faireren Ergebnis.
Jetzt steht es 4:0
Wie sieht es mit den Farbsäumen aus?
Das Kowa schneidet hier meiner Meinung nach ordentlich ab, denn innerhalb der scharf eingestellten Fläche ist kein Farbsaum zu erkennen. Stellt man dagegen auf den sich an die Mitte anschliessenden konzentrischen Kreis scharf, dann nehmen die Farbsäume rasch zu. Ähnlich ist das Ergebnis beim HG, mit der wichtigen Ergänzug, dass der farbsaumfreie Bereich noch größer ist, aber das ist ausserhalb der von stefan_r freigegebenen Zone.
Ich habe noch weitere Ergebniss aus GB. 1 von 3 Exemplaren ist nicht korrekt justiert, die Mitteltriebe laufen unterschiedlich sauber, angemessen für die Preisklasse, da muß sich das Kowa die Wettbewerber suchen, der Griff nach den Sternen? Man müßte alle Kunden emotional anfassen, sonst sehe ich da kein Land.
Zum Schluß kommen wir zu einem 5:1. Das Ergebnis wäre noch viel krasser ausgefallen, wenn wir alle Punkte getestet hätten, die man normalerweise testet, denn auch im Verhalten bei Gegenlicht ist das HG eine andere Liga.
Kritiker
Dieser Test kann leicht nachgestellt werden, deshalb habe ich auf die Möglichkeiten verzichtet, die mir beruflich zur Verfügung stehen. Die Schwächen einer solchen Untersuchung mit Losgröße 1 sollten bekannt sein, die Vorteile einer höherwertigen Referenz erlauben in beschränktem Umfang Rückschlüsse auf dritte, vierte Modelle.
Kritiker