Lieber Herr Merlitz,
Sie hatten in der Vergangenheit die Forengemeinde gebeten, Ihr Manuskript auf Fehler zu überprüfen, bzw. Verbesserungsvorschlge zu machen. Da Sie bei diesem Thema wieder auf Ihr Manuskript verweisen, erlaube ich mir, mich hier einzuschalten.
Auf Seite 145 beschreiben Sie, wie der Fernglaskäufer eine Dekollimation überprüfen kann. Meiner Meinung nach produziert dieser Test neben einigen richtig positiven Ergebnissen, jede Menge falsch Positive, was zu unnötigen Reklamationen über angeblich dekollimierte Ferngläser führen würde. (Richtig Negative und falsch negative Ergebnisse gibt es natürlich auch).
Begründung : Diesen Test können so ohne weiteres nur diejenigen durchführen, bei denen selber keine Dekollimation, beim Menschen Heterophorie oder verdecktes Schielen genannt, vorliegt, also keine Abweichung von der gemeinsamen Blickrichtung beider Augen erfolgt, wenn die Fusion aufgehoben wird (nachdem ein Auge geschlossen wird)
Leider haben nur etwa 30% der Menschen keine Heterophorie, genannt Orthophorie, sodaß man vor diesem Test erstmal selber auf Heterophorie testen muss. Das kann man übrigens auf die gleiche Weise tun, wie im besprochen Fernglastest, nur ohne Fernglas.
Entferntes Objekt beidäugig anvisieren, ein Auge abdecken, nach 5 Sekunden wieder aufdecken und beobachten, ob sofort Fusion vorhanden, oder erst 2 Bilder mehr oder weniger schnell zusammenwachsen müssen. Wichtig : Test mit dem anderen Auge wiederholen und Brillenträger bitte mit ihrer Brille testen.
Sollte also ohne Fernglas keine Orthophorie vorliegen, kann man den beschriebenen Fernglastest nur bedingt anwenden.
Ich meine mich an eine andere Prüfmethode zu erinnern, die hier schon mal besprochen wurde. Ich hoffe, ich gebe sie hier richtig wider.
Das Fernglas auf ein weit entferntes Objekt scharfstellen und dann gaaanz langsam von den Augen entfernen, dabei Austrittspupille und Objekt im Focus behalten. Bei mir reichen ca. 15cm Abstand Augen - Fernglas aus, um zu erkennen, ob die beiden Fernglasbilder noch genau übereinander sind, oder sich bereits trennen.
Erwähnen muss ich noch, dass ich selber einen verdeckten Schielfehler habe, der nicht korrigiert werden muss. Ich habe sowohl die Methode im Merlitzschen Manuskript getestet, als auch die hier vor langer Zeit Beschriebene.
Im ersten Fall würde ich in Unkenntnis meiner Heterophorie alle richtig kollimierten Ferngläser als falsch kollimiert ansehen (falsch positiv) Einige falsch Kollimierte, die aber meine Heterophorie ausgleichen, als richtig kollimiert ansehen(falsch negativ) und einige falsch Kollimierte, die meine Heterophorie noch verstärken, als wirklich falsch kollimiert erkennen (richtig positiv). Nur richtig positiv, also richtig kollimierte Ferngläser als richtig kollimiert erkennen - und das sind ja die meisten - das hätte ich mit dem Test nicht gekonnt.
Bei der anderen Testmethode hatte ich hingegen keine Probleme, die dezentrierten Ferngläser von den Zentrierten zu unterscheiden.
(Ich habe jede Menge alte Ferngläser, da sind etliche dezentrierte Gläser dabei.)
Ein Fernglas hatte es mir besonders angetan : Ein Zeiss Feldstecher mit 6 facher Vergrößerung, ca 100 Jahre alt, mit einer leichten Dezentrierung, welche aber meine Heterophorie bestens ausglich, war vom Durchblick angenehmer, als das gleiche Fernglas, welches absolut zentriert daher kam. Soviel zum Thema Orthophorie - Heterophorie beim Fernglaskauf.
Klaus Müscher
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.08.12 18:54.