Bisher gingen wir immer von der folgenden Faustformel aus:
Die maximale Auflösung des unbewaffneten Auges erreicht unter optimalen Bedingungen (im hellen Tageslicht) etwa eine Bogenminute.
Das entspricht der Annahme, dass die Augenpupille unter diesen Bedingungen nur 2-2.5mm Durchmesser aufweist und gleichzeitig beugungsbeschränkt abbildet. Davon ausgehend haben wir dann abgeschätzt, wieviel Auflösung eine Optik bieten muss, damit das Bild scharf erscheint.
Die Ergebnisse, die auf
dieser Internetseite dokumentiert sind, liefern allerdings interessante Details: Das nackte Auge verliert an Auflösung, sobald die Iris sich auf Werte jenseits von 2.5mm öffnet, und zwar wegen der zunehmenden Aberrationen. Nun ist hier jedoch erwähnt, dass ein Großteil dieses Auflösungsverlustes auf das Konto der Defokussierung geht - sprich Kurz- oder Weitsichtigkeit. In Verbindung mit einer fokussierbaren Optik wird dieser Anteil der Aberrationen jedoch eliminiert! Daraus folgt, dass das menschliche Auge, in Verbindung mit einem gut fokussierten optischen Instrument, bei Pupillenweiten bis hin zu 3.5mm nahezu beugungsbegrenzt auflöst (siehe den Ausschnitt im Anhang).
Dies hätte wichtige Konsequenzen für den Fernglasbau: Fernglasoptiken müßten bis hin zu Austrittspupillen von 3.5mm in etwa beugungsbegrenzt sein, und falls nicht, kann der Beobachter das im Extremfall erkennen und bemängeln. Auch alle Ferngläser mit Austrittspupillen, die weiter sind als 3.5mm, sollten nach Abblenden auf 3.5mm (d.h. bei der Tagesbeobachtung) beugungsbegrenzt abbilden.
Meines Wissens können selbst Premiumhersteller diese Anforderungen nicht erfüllen. Dieser Umstand würde eine wichtige Begründing dafür liefern, dass Beobachter in Erfahrungsberichten gelegentlich von Unterschieden in den Mittenschärfen der Instrumente berichten (natürlich gibt es noch andere Faktoren, den Kontrast betreffend).
Viele Grüße,
Holger