Hallo Hans,
die besondere Rolle der (stereoskopischen) Tiefenaufloesung in der fortgeschrittenen Daemmerung ist plausibel: Am Tage gelingt es dem "Auge" (besser: unserer Wahrnehmung), Informationen ueber Textur- und Helligkeitsgradienten, Licht- und Schatten, Perspektive etc. zu kombinieren, um einen raeumlichen Eindruck von der Umgebung zu erhalten. Daher gelingt es ja auch, sich mit nur einem Auge ganz gut zu orientieren. Bei Dunkelheit fallen viele dieser Informationen weg, was bleibt ist jedoch die Stereoskopie. Eine hohe Tiefenaufloesung des Fernglases erleichtert es enorm, die Tiefenstaffelung von Motiven korrekt einzuschaetzen, selbst wenn man nur noch deren Konturen, aber keine Oberflaechendetails mehr erkennen kann.
Dass das Sehfeld wichtig ist, steht ausser Frage, denn je mehr man auf einen Blick erfassen kann, desto leichter wird es, Relationen zwischen den Motiven herzustellen, diese also miteinander in Beziehung zu bringen, um ein 3D-Abbild der Landschaft zu konstruieren. Dazu kommen die rezeptiven Felder der Retina, die gerade in der Peripherie besonders ausgebildet sind und wesentlich zur Wahrnehmung in der Dunkelheit beitragen. Als ich noch in der Armee war und als Richtschuetze manchmal mitten in der Nacht eine neue Stellung beziehen musste, gehoerte es zu meinen ersten Aufgaben, eine grobe Skizze des Schussfelds anzufertigen, und das war in der Dunkelheit nicht immer einfach. Ich haette damals ein Fernglas mit etwas mehr Sehfeld als das des Hensoldt 7x50 (etwa: ein Miyauchi Binon, das dann natuerlich, als Porro II, etwas weniger Stereoskopie geboten haette) gut gebrauchen koennen.
Viele Gruesse,
Holger