Ja (grins) - da haben Sie wohl recht, dass diese Reinigungsmethode für unterwegs etwas kompliziert ist. Volle Zustimmung.
Bisher bin ich aber auch selten in die Verlegenheit gekommen, mein Glas unbedingt unterwegs reinigen zu müssen. Einmal ist es mir am Rheinufer in den Sand gefallen, was einige Anhaftungen auf der Linse zur Folge hatte. Um wirkliche Beschädigungen der Linsen zu vermeiden habe ich dann allerdings erst zu Hause in der beschriebenen Art und Weise gereinigt. Bei Fettspritzerchen bei einem Grillabend habe ich ebenso verfahren. Alle diese Verschmutzungen wären jedoch grundsätzlich zu vermeiden gewesen - passieren aber halt doch hin und wieder. Aber bei derartig wertvollen Gläsern, um die es hier geht, sollte man es erst einmal vermeiden, die Optik unnötig zu verschmutzen. Passiert es doch mal, dann sollte man sich gerade bei massiven Verschmutzungen hüten, direkt daran herumzureiben. Dies gilt um so mehr für Leute, die ein Fernglas rein Hobbymässig einsetzen und daher auch Einiges an privatem Kapital investiert haben. Darunter zähle ich auch Hobbyornithologen wie unseren Sascha. Man ist ja in solchen Fällen nicht lebenswichtig auf die Funktion des Glases abgewiesen wie ein Seemann, der nach Eisbergen ausschau hält. Ausserdem werden die opt. Auswirkungen von derartigen Verschmutzungen vielfach weit überschätzt. Regen- und Tautropfen kann man ohne Reiben mit einem Taschentuch absaugen, und damit sollte es zunächst gutsein.
Klar, dass die Sache bei Seefahrern, Förstern u.s.w. anders aussieht. Wenn die dann erst die Flasche dest. Wasser rausholen müssen, dann ist das Schiff längst gegen den Eisberg geprallt (obwohl das im Fall der Titanic auch nichts genutzt hätte, da der fragliche Ausguck gar kein Fernglas hatte! Hätte man doch bloss damals ein 10x56 Zeiss gehabt, dann wären einige Spielfilmregieseure wohl arbeitslos geworden).
Wird ein Glas beruflich genutzt, dann ist es in der Regel eh ganz anderen Belastungen ausgesetzt als ein privates Liebhaberstück. Auch die Lebensdauer dürfte meist kürzer sein, als bei privater Anwendung - dazu könnte sicher der Herr Henseler etwas sagen. Aber bei einem reinen Hobbyglas wird sicher jeder Besitzer bemüht sein, das Teil möglichst werterhaltend zu behandeln. Dann ist so ein Spitzenglas auch in der Lage, über mehre Jahrzehnte Freude zu bereiten und macht sich auch trotz des hohen Preises bezahlt!
Ich verzichte lieber wenn irgendmöglich, auf eine direkte Reinigung unterwegs und erhalte damit die Wert des Glases, als dass ich in ein paar Jahren Abstriche bei der optischen Leistung machen müsste.
Die Reinigung von Astrooptiken und "gewöhnlichen" Ferngläsern ist übrigens vom Prinzip her direkt vergleichbar. Das Theater, was bei Astrooptik gemacht wird, wirkt dagegen jedoch vielfach etwas übertrieben, denn warum soll man bei einem Teleskop den ganzen Kram mit Augenwatte, Isopropanol u.s.w. veranstalten, wenn das Gerät wegen meist erheblich seltenerer Nutzung auch entsprechend seltener gereinigt werden muss als ein Fernglas, während man Letzteres (obwohl es vielleicht sogar teurer war) wöchentlich mit dem Lappen abwischen darf?
Thomas