Das ganze Geheimnis meines Transmissionstests ist, daß er bei aller Einfachheit und trotz des Verzichts auf Meßinstrumente Ergebnisse liefert, die erheblich genauer sind als für die Beobachtungspraxis benötigt.
Zweifler daran könnte man vielleicht mit folgender Analogie überzeugen:
Man stelle sich vor, daß in einem großen Raum, z.B. in einer Werkskantine, viele verschieden große Tische stehen und man zur Planung einer Großveranstaltung gern herausfinden möchte, welcher Tisch größer oder kleiner ist als irgendein anderer. Nun könnte man ...
1. einen erfahrenen Handwerker damit beauftragen, mit seinem Zollstock alle Tische auszumessen und die Ergebnisse auf Millimeter genau in eine Liste einzutragen, oder ...
2. für noch viel genauere Ergebnisse ein Fraunhoferinstitut beauftragen, eine interferometrische Längenmessung an allen Tischen durchzuführen, oder ...
3. einfach (und damit bin ich bei der Analogie zu meinem Transmissionstest) die jeweils zu vergleichenden Tische, deren Längenunterschied nicht bereits evident ist, mit der langen Kante parallel zueinander so nebeneinander zu stellen, daß die kurzen Kanten auf der einen Seite miteinander fluchten, und dann (genauso wie bei meinem Test) ohne jegliches Meßinstrument mit bloßem Auge zu schauen, welcher von beiden Tischen am anderen Ende länger ist. Es mag sein, daß bei Längendifferenzen von weniger als 1 mm keine zuverlässigen Ergebnisse mehr zu erwarten sind. Aber wenn so kleine Unterschiede in der Praxis keine Rolle spielen, z.B. wenn es nur darum geht, ob an einem Tisch 12 oder 14 Personen Platz finden, dann reicht die Genauigkeit dieser simplen Prüfmethode trotzdem.
Da bei meinem Transmissionstest wesentlich geringere Helligkeits- und Farbunterschiede erkennbar sind als bei normalem Durchschauen an normalen Motiven, kann es zur PRAKTISCHEN Beurteilung keinen vernünftigen Grund geben, auf höherer (also echter „Meß-“)Genauigkeit zu bestehen. Vor allem erweist sich dieser simple Test auch dann als nützlich, wenn eingefleischte Fans gewisser Fabrikate ohne vorherige Prüfungen standhaft behaupten, dieses oder jenes Fernglas sei allen anderen in der Transmission und Farbneutralität überlegen (wie man das mit anderen Worten formuliert immer wieder mal auf A.de lesen kann), um nachzuweisen, daß dies sehr oft nur ein frommer Wunsch war.
Walter E. Schön