Wie kommen Sie dazu, 86% als einen „relativ schlechten Wert” für die Transmission eines Spektivs zu bezeichnen?
Wenn die Zahlen auf der von Ihnen zitierten Internetseite stimmen und wir somit allein für das Okular einen Transmissionswert von ca. 93% annehmen können, verbleiben für den Rest des Spektivs 0,86 : 0,93 = 0,925 oder 92,5% Transmission. Wie Sie ferner der Schnittdarstellung auf der Baader-Internetseite
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www.baader-planetarium.de]
entnehmen können, hat das Diascop ein Objektiv aus 3 Linsen ins 2 Gruppen (also mit 4 Glas-Luft-Flächen), eine Fokussierlinse (mit 2 weiteren Glas-Luft-Flächen) und ein im Detail leider nicht gut erkennbares Umkehrprisma (das mindestens 2 weitere Glas-Luft-Flächen, nämlich als Ein- und als Austrittsfläche haben muß). Wir haben also mindestens 8 Glas-Luft-Flächen und evtl. mehr, wenn das Prisma aus 2 unverkitteten Teilen zusammengesetzt sein sollte. Unter der Annahme, daß alle Glas-Luft-Flächen annähernd gleiche Transmission haben, muß dann die jeder einzelnen Glas-Luft-Fläche die 8. Wurzel aus dem oben errechneten Wert 92,5% sein, als 0,925ˆ(1/8) = 0,99 oder 99%. Das ist doch, wenn es nicht der Maximalwert für eine Wellenlänge, sondern der Gesamtwert über den sichtbaren Spektralbereich ist, ein hervorragender Wert! Sollte das Prisma unverkittet zweigeteilt sein oder eine zu verspiegelnde Fläche (ohne Totalreflexion) benötigen, würde sich der mittlere Transmissionswert pro Glas-Luft-Fläche noch merklich erhöhen.
Ich glaube, daß die in manchen unseriösen Werbeschriften angegebenen Phantasiewerte (siehe den ersten Beitrag von Herrn Nils Köpke) eine völlig falsche Erwartungshaltung beim Laien bewirken, die dann zu solchen Fehlurteilen wie dem Ihren führen.
Sie können davon ausgehen, daß Gesamt-Transmissionswerte (übers ganze optische System vom Objektiv über Fokussierlinse und Umkehrprisma bis zum Okular sowie mit V-Lambda- oder V'-Lambda-Gewichtung über ganze sichtbare Spektrum) über 80% wirklich überdurchschnittlich gut, über 85% sehr gut und um oder gar über 90% exzellent und kaum mehr steigerbar sind. Bedenken Sie bitte ferner, daß Transmissionsunterschiede in der Größenordnung von 2% zwar meß-, aber noch nicht mit dem Auge erkennbar sind (wie schon Herr Jülich zuvor sinngemäß geschrieben hat). Man sollte den Zahlenfetischismus also nicht zu weit treiben.
Würden 08/15-Anbieter ehrliche Zahlen nennen, würden Sie sehr häufig in den Prospekten Transmissionswerte zwischen 50 und 70% lesen müssen. Aber die kommen Ihnen natürlich nicht unter, weil die betreffenden Hersteller das in diesem Fall verständliche Motto befolgen „der Kluge schweigt”.
Walter E. Schön