Sehr geehrter Hr. Jülich,
als Hobbyornithologe suche ich schon lange nach einem geeigneten Großfernglas. Es soll im Wesentlichen mein Spektiv ersetzen. Dieses ist zwar optisch erstklassig ( Swarovski 65mm HD ), aber das einäugige Beobachten ist für mich viel beschwerlicher als das beidäugige Sehen. Dazu kommt, dass man nach einer längeren Phase des Schauens durch ein Spektiv Probleme hat, durch das Fernglas wieder binokular scharf zu sehen. Die Augen müssen sich erst wieder umgewöhnen, was bei mir eine ganze Weile dauern kann.
Meines Wissens gibt es auf dem Markt - wenn man die Billigferngläser mal außen vor lässt - nur die Modelle Zeiss 20x60, Docter Aspectem und Kowa Highlander ( Prominar ), die hier in Betracht kämen, alle diese Gläser haben jedoch erhebliche Nachteile.
Das Zeiss ist zwar angenehm leicht und lässt sogar - dank der Bildstabilisierung - freihändigen Gebrauch zu, hat aber das Problem, dass die 20-fache Vergrößerung nicht reicht, um in schwierigen Fällen einem deutlich höher vergrößerndem Spitzenspektiv in der Detailerkennbarkeit Paroli bieten zu können. Dazu kommt, dass das Glas mit gut 1600g für den freihändigen Gebrauch auf die Dauer eindeutig zu schwer ist und wenn man es dann doch auf einem Stativ benutzt, wozu ist dann die teure und empfindliche Bildstabilisierung eingebaut?
Das 80mm Docter Aspectem gibt in mehreren Vergrößerungsvarianten, hier kann man sich das Passende aussuchen. Das Gewicht ist mit rund 4kg allerdings schon recht hoch, ich bin mir auch im Zweifel, ob die Korrektur des Farbfehlers gehobenen Ansprüchen genügt, immerhin wird kein ED-Glas verwendet.
Das Kowa in der Prominarausführung ( Fluoritlinsen ) ist optisch sicherlich mit Abstand am leistungsfähigsten, dazu hat es den bequemen Schrägeinblick, doch das Glas ist nochmals deutlich schwerer als das Docter und nicht mehr dazu geeignet, wie ein Spektiv mit Stativ durchs Gelände gestragen zu werden.
Natürlich kann man sich als Vogelkundler darauf beschränken, ein schweres Docter Aspectem oder Kowa Highlander samt Stativ im Kofferraum des Autos zu beherbergen und nur dort einzusetzen, wo man in unmittelbarer Nähe des Autos beobachten kann. Diese Situation hat man ja recht oft, viele ornithologisch interessante Gebiete sind von Straßen oder befahrbaren Wegen aus gut einzusehen.
Schöner wäre es jedoch, ein Hersteller böte ein 60-80mm Bino an, das mit mindestens 30-facher Vergrößerung und einem Gewicht von unter 3 kg ein echter Spektiversatz sein könnte. Wenn Ihnen also, lieber Hr.Jülich, hier entsprechende Informationen vorliegen, wäre es schön, diese auch zu äußern. Auch eine Negativaussage - es kommt in absehbarer Zeit nichts Entsprechendes auf den Markt - wäre hilfreich, dann würde ich mir evtl. eines der drei im Angebot befindlichen Gläser kaufen und nicht weiter auf den Sanktnimmerleinstag warten, ich werde auch nicht jünger.
Beste Grüße
Manfred Müllers
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.04.08 22:11.