Hallo Herr Müllers,
ich begeistere mich ebenfalls für binokulares Sehen bei hoher Vergrößerung und habe mich, nicht zuletzt auf Ihren damaligen Beitrag hin, hie und da über existierende Alternativen informiert. Ich frage mich, ob sich das Warten auf ein gutes, aber sicher auch teures Glas eines Spitzenherstellers unbedingt lohnen wird, denn wer weiß, ob es die Wünsche bezüglich der Spezifikationen erfüllen wird, falls es überhaupt in absehbarer Zeit erhältlich ist.
Wenn Sie also nicht noch länger ohne Glas warten wollen, käme zwischenzeitlich für Ihre Belange vielleicht ein Modell aus der Ark-Serie von Vixen in Frage. Ich kenne diese neueren 80mm-Gläser zwar nicht aus eigener Anschauung, finde sie aber interessant und mit 800 bis 900 Euro auch preislich vielversprechend. Es gibt u.a. ein 30x80 und ein 16-40x80, deren Gewicht jeweils bei ca. 2,4 kg liegt. Das Zoom-Glas hat die unvermeidlichen Nachteile, kleines Sehfeld von 42° bei niedrigster Vergrößerung (bis 64°bei höchster), Nahgrenze von 24m, variierender AP-Längsabstand von 22-15mm, außerdem ist es nicht wasserdicht.
Das 30x80 jedoch bietet mit 40m auf 1000m 69° subjektives Sehfeld, 18m Nahgrenze und 18mm AP-Längsabstand eine gute Papierform, es ist zudem wasserdicht und stickstoffgefüllt und hat ausziehbare Gegenlichtblenden. Alle Modelle der Ark-Serie haben einen Mitteltrieb und einen integrierten Stativadapter und sollen - laut Test einer Astronomiezeitschrift - optisch und mechanisch sehr gut sein. Selbst wenn man ein solches Glas nur übergangsweise benutzen würde, dürfte der Verlust beim späteren Verkauf die bis dahin möglichen schönen Beobachtungen aufwiegen. Und was die Sorge um optische Qualität angeht, sollte man unvoreingenommen bleiben.
Ich kenne z.B. den Blick durch das Apo-Televid gut. Aber entgegen den gern vorgebrachten Behauptungen, der Blick durch Spitzenoptik verdürbe auf immer den Spaß an der Mittel- oder Holzklasse, beobachte ich mit größtem Vergnügen mit einem leichten 20x70 China-Porro. Dieses Glas zeigt bei richtig zentriertem Blick so gut wie keine Farbsäume, Transmission und Farbneutralität sind deutlich sichtbar besser als die meines Nikon 10x25 HG (!), was auch der Schön'sche Papiertest sofort bestätigt, und Kontrast und Schärfe sind prima, das Bild ist brilliant. (Weil diese einfachen China-Gläser aber beträchtliche Serienstreuungen aufweisen, mechanisch nicht robust sind und oft dekollimiert und ohne Service angeboten werden, würde ich sie nicht jedermann empfehlen).
Vixen ist meines Wissens ein seriöser japanischer Hersteller. Ich könnte mir vorstellen, daß man mit deren gebotener sehr guter Qualität weit besser leben kann, als mit ersehnter, aber leider nur angekündigter Spitzenqualität. Sollte die Taube dann eines Tages tatsächlich erscheinen ... könnte es sein, daß einem der Spatz längst besser gefällt.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.04.08 02:05.