Gute Frage.
Ich versuche es einmal gründlich.
Version A.
Sie haben keine Vergleichsmöglichkeit, wenig Erfahrung und kennen nur Vergrößerung x Öffnung.
- Einblickverhalten, also kann man mühelos mit/ohne Brille das ganze Bildfeld übersehen. Falls weitere Personen das Glas ebenfalls nutzen wollen, muß dies berücksichtigt werden.
- Handhabung, also wie greift sich das Glas, kann man es ohne Umgreifen fokussieren.
- kürzeste Naheinstellung, wenn wichtig
- Können Kurzsichtige auf sehr große Entferungen noch scharfstellen
- Bildschärfe testet man z.B. an Türschildern. Einmal mittig, dann bis zum Rand.
- Senkrecht zu einer Hauswand prüft man Randschärfe. Verbessert nachfokussieren die Randschärfe, liegt Bildfeldwölbung vor. Diesen Test bei eher bedecktem Himmel und wenig Licht durchführen, die Fehler sind bei größerer Pupillenöffnung leichter zu sehen, bzw. können von jungen Augen nicht so gut ausgeglichen werden.
- Verzeichnung prüft man an einer geraden Kante, meistens biegt sich diese zum Bildrand verschoben etwas durch. Ob und wieviel man akzeptiert, muß man individuell entscheiden.
- Farbsaum, ebenfalls gut an Kanten zu sehen, auch hier entscheidet der persönliche Geschmack, was noch geht und was nicht.
- Empfindlichkeit gegen Streulicht, prüft man durch Beobachten einer hellen Lampe, vom Bildzentrum bis fast 90° senkrecht zur Sehachse, also weit außerhalb des Gesichtsfeldes.
- Farbwiedergabe prüft man im A/B Vergleich Auge / Glas an hellen Wolken.
- Bildfelddurchmesser kann man nur durch Messen ermitteln. Auf kleiner Entfernung mittels Zollstock. Man liest die Extremwerte ab und bestimmt noch den Abstand Glas-Zollstock, der Rest ist Dreisatz.
- Bei Billigläsern oder obskuren Anbietern schaut man vom Objektiv in Richtung Okular. Das Bild muß kreisrund und homogen hell sein.
- Wasserdichtigkeit nur testen, wenn der Verkäufer damit einverstanden ist und vorher klar ist, wer bei nichtbestandenem Test für die Kosten aufkommt.
- Bildhelligkeit ist ohne Vergleich und ohne Meßgeräte sehr schwierig, ebenso Kontrast und Auflösung.
Überprüffen sie die Mechanik. Es ist ein Irrtum, daß schwere Gläser Stöße und Erschütterungen besser wegstecken, also ganz genau die mechanische Qualität prüfen.
- Wie sauber läuft der Mitteltrieb.
- wie vertrauenserweckend sehen die Verbindungselemente aus, besonders wichtig bei preiswerten Großferngläsern, diese sind immer unterdimensioniert und schon ab Fabrik Wegwerfware.
Version B.
Sie haben eine Referenz zur Verfügung. Dann können Sie die meisten Eindrücke im A/B-Vergleich bestimmen. Hat die Referenz andere optische Daten, vorsicht bei der Umrechnung, denn viele Konstrukteure arbeiten nach dem Baukastenprinzip, da kann es schon mal zu Einschränkungen führen: Beispiel Bildfelder:Vergrößerung bei den 50 mm Gläsern .
Version C.
Sie haben mehrere Vergleichsgläser zur Hand.
Dann müssen Sie sich nur Zeit lassen und die Tests in Ruhe abarbeiten.
Wenn Sie nicht ganz sicher sind, gehen Sie nach einigen Tagen noch einmal hin und wiederholen die Prozedur.
Bei Billiggläsern, egal welcher Marke, müssen Sie immer mehrere Gläser testen und dann im Zweifel das beste, bzw. einzig brauchbare Exemplar mitnehmen.
Ich würde ab einer Preisklasse oberhalb X Euro auch immer sehr genau den Service klären. Was geschieht z.B. im Fall einer Dejustage und wie lange dauert das dann?
Garantiert habe ich noch ein paar Punkte vergessen, die bitte ich die Forumsleser freundlicherweise zu ergänzen.
Viel Spaß bei der Vermehrung der Erkenntnis
Werner Jülich