Ich war im letzten Herbst und in diesem Frühjahr mehrmals Sonntag früh mit auf Tour. Natürlich kann ich Amsel von Mönchgrassmücke am Gesang unterscheiden, ich kann sie aber auch visuell auseinanderhalten.
Wir waren im unteren Lahntal, jeder mit Fernglas, einige auch mit Notizblock bewaffnet. Die Ferngläser waren zum Teil grausig, also nicht nur wasserdichte Spitzenklasse, Sie finden da auch Geräte der Sorte technisches Spielzeug. Jetzt sollten Sie aber nicht denken, daß das bei unseren Wanderungen durch buschreiches Gelände irgendeinen Unterschied gemacht hätte, Ornis, so meine Erfahrung hören, und danach, aber erst dann, sehen und beobachten sie. Dann kommt noch die Erfahrung im vertrauten Gelände hinzu. Durch regelmäßige Erkundigungen ist das Gelände so vertraut, daß sich manchmal sogar Nachlässigkeiten einschleichen. Notiert werden wohl auch konsequenterweise nur am Gesang erkannte Vögel, visuelle Überwachung findet nicht oder nicht so gründlich statt.
Wenn dann so ein Optikguru einer Fachzeitschrift und in leicht verdaulicher Sprache Dinge äußert, die viele Ornis nicht aus eigenem Beobachten widerlegen können...., dann wird dieses Geschriebene halt gerne übernommen. So entstehen doch oft Legenden und nicht nur dort.
Wir waren auf einer der letzten Wanderungen im Spätherbst 2004 zum Schluß an einem großen, abgeernteten Acker, auf dem im Abstand von 250 Metern Krähen saßen. Ein Blick durch mein Zeiss 15 x 60 zeigte mir deutlich den hellen Fleck um den Schnabel, also Saatkrähen. Wie aus der Pistole geschossen kam mehrfach die Antwort, kann nicht sein, hier gibt es keine Saatkrähen.
Das war aber auch mein einziger "Erfolg", bei allen anderen akustischen Sichtungen war ich rettungslos abgeschlagen.
Seitdem bin ich zurückhaltend, wenn es um Optiktipps von Vogelkundler geht. Da scheinen die Kenntnisse so normalverteilt zu sein, wie in der übrigen Bevölkerung.
Ein schönes Wochenende
Franz-Josef Severin