Es ist richtig, daß Oberflächenspiegel Justierprobleme bringen, weil jeder einzelne Spiegel innerhalb des Gesamtsystems justiert werden muß, während bei Prismen die Justage der einzelnen Flächen relativ zueinander schon im Herstellungsprozeß des Prismas erfolgt und sehr genau vorgenommen werden kann. Aber so ist das leider sehr oft: Um sich einen bestimmten Vorteil zu verschaffen (hier: erhebliche Gewichtseinsparung) muß man einen oder oft sogar mehrere Nachteile auf anderen Gebieten in Kauf nehmen (hier: Justageprobleme, geringfügiger Lichtverlust wegen Reflexionsgrad <100%, Gefahr der Verstaubung der Oberfläche im Verlauf von Jahren). Das Justageproblem ist technisch in den Griff zu bekommen, ob das auch für die Mehrkosten gilt, kann ich nicht beurteilen. Der Lichtverlust liegt bei dielektrischer Verspiegelung bei unter 1% pro Fläche, was zu verkraften wäre. Die Gefahr der Staubablagerung auf der Spiegelfläche, die nicht nur den Reflexionsgrad senkt, sondern – viel schlimmer! – kontrastminderndes Streulicht verursacht, sollte bei einem hermetisch abgedichteten Fernglas auch kein Problem sein. Da ich bei einem solchen großen Fernglas (Öffnungs-Ø ca. 70 mm bis 80 mm) die durch Spiegel für die 45°- oder 60°-Abwinkelung erzielbare Gewichtseinsparung auf mindestens ca. 500 g schätze, ist es sicher eine Überlegung und finanzielle Kalkulation wert, auch diese Lösung in Erwägung zu ziehen. Für die Bildaufrichtung ist ein herkömmliches Prismensystem (in diesem Falle idealerweise Porro 2) sicher die einzig richtige Lösung.
Walter E. Schön