Wenn man mit Entwicklern redet, dann lautet die typische Anwort, Farbsäume kann man minimieren, sagen Sie mir nur, welche andere Zielvorgabe ich dafür vernachlässigen kann.
Ich bezweifele, dass man mit Vergütung den Farbsaum wirksam beeinflussen kann.
Ein klassischer Weg, Aberrationen zu reduzieren ist sicher der Verzicht auf große Sehfelder, schon ein paar Prozent weniger und der Farbsaum wird schwach fast bis zur Unsichtbarkeit.
Der Konstrukteur braucht genügend Freiheitsgrade, um seinen Aufgaben gerecht zu werden. Er gewinnt diese zusätzlichen Freiheitsgrade durch eine zusätzliche Objektivlinse oder durch Glassorten mit anormaler Dispersion.
Ein okularseitige Korrektur der CA halte ich für schwierig bis ausgeschlossen. Das dialytische Konzept ist überholt, heute sind Baukästen gefragt.
Farbsäume durch nachlässige Zentrierung halte ich für unwahrscheinlich, denn die Farbsäume betreffen fast immer beide Fernglashälften gleich.
Ich besitze ein altes Zeiss 15 x 60, 2-Linser als Objektive, konservatives Glasmaterial, einfache Okulare mit recht großem Sehfeld, keine störende CA.
Ich besitze ein neues Zeiss 8x56 FL, 3-Linser als Objektive, mindestens eine Linse aus fluoridhaltigem Material, moderne Okulare mit ebenfalls sehr großem Sehfeld, mich am Tag störende CA.
Ich besitze ein älteres 8x30 Habicht von Swarovski, konservativ von A-Z. Kleines Sehfeld, normale Glassorten, einfaches Okular, CA und zwar heftig. Fällt nur nicht direkt auf, weil Sehfeld beschnitten. Freunde beschreiben das Bild als leicht gelblich, aber toll und ohne störenden Farbsaum.
Es ist kompliziert.
Markus Szepaniak