Canon gibt dazu keinerlei Informationen. Sicher muß man langfristig damit rechnen, daß die Balgen irgendwann spröde und undicht werden. Ob diese Gefahr schon nach 8 Jahren, nach 12 Jahren oder erst nach 20 Jahren droht, weiß wohl außer einigen Canon-Mitarbeitern niemand. Auch zum Temperaturverhalten kann man nichts sagen, wenn man nicht weiß, um welche Flüssigkeiten und Balgenmaterialien es sich handelt. Und zu praktischen Tests in der aktuellen „Klimakammer“ außerhalb der Wohnung (in den letzten Tagen in München um -12°C, jetzt -5°C) finde ich momentan keine Zeit.
Die veränderliche Strahlabknickung zur Bildstabilisierung erfolgt bei Nikon und Fuji gleich, aber anders als bei Canon. Nikon und Fuji verwenden kein Prisma mit veränderlichem Keilwinkel, sondern quaderförmige Glasklötze (also „sehr dicke“ Glasplatten) die um Achsen rechtwinklig zur optischen Achse verkippt werden und somit zu einem Parallelversatz der Strahlen führen, so daß sich das Bild entsprechend verschiebt. Zumindest theoretischer Vorteil dieser Lösung ist, daß die Bildebene dabei nicht verkippt, wie das beim Variangle-Prisma der Fall ist (das knickt die Strahlen in variablem Winkel ab). Allerdings ist diese Bildverkippung offenbar so gering, daß sie nicht störend wahrgenommen wird. Ein weiteer Vorteil der dicken planparallelen Platte von Nikon und Fuji ist, daß aufgrund der Parallelität von Ein- und Austrittsfläche die beim Eintritt erfolgende Farbzerstreuung (Dispersion) beim Austritt durch eine entgegengesetzte Dispersion weitgehend aufgehoben wird (es bleibt nur ein kleiner Rest als Parallelversatz). Aber auch das ist eher theoretisch als praktisch bei Canon ein Problem, denn vor allem beim neuen 10x42 L IS WB konnte ich bisher keine vom Variangle-Prisma verursachte Farbsäume wahrnehmen (nur am Bildrand die üblichen sehr geringen Säume, die ich als etwa in derselben Größenordnung wie beim Swarovski 8,5x42 EL und eine Spur stärker als beim Zeiss Victoty 8x42 FL empfinde. Wenn ich in der zweiten Februarhälfte wieder etwas mehr Zeit habe, will ich mal einen gründlichen Vergleichstest machen. Ein Nachteil der dicken verkippten Glasklötze bei Nikon und Fuji könnte sein (ich vermute nur!), daß die Korrektur wegen hoher Massenträgheit nicht so schnell ist. Aber sicher ist das nicht, es wäre auch denkbar, daß Nikon und Fuji nicht langsamer sind.
Walter E. Schön