Obwohl Ihnen schon Herr Jülich geantwortet hat, noch eine kleine Bemerkung von mir, weil sich Ihre Frage auf meinen vorangegangenen Beitrag bezieht und ich Ihnen vielleicht noch einige interessante Zusatzinformationen geben kann.
Ja, eigentlich sollte die Skala bei einer Scharfeinstellung auf unendlich, am besten auf Sterne, die optisch als unendlich weit gelten können, auf 0 (Null) stehen, wenn Sie nicht fehlsichtig sind oder durch Kontaktlinsen oder eine Brille eine vorhandene Fehlsichtigkeit voll auskorrigiert ist.
Daß Sie mit Ihren wohl korrekt angepaßten Kontaktlinsen dennoch zur Einstellung auf -2 kommen, kann, abgesehen von minimalen Einstell-Ungenauigkeiten, folgende Gründe haben, die einzeln oder gemeinsam vorliegen können:
1. Die Justage beim Hersteller erfolgte nicht ganz präzise, was durchaus auch bei Topherstellern vorkommt.
2. Das Auge ist bei entspannter Akkomodation (in der sog. „Akkomodationsruhelage“) im Gegensatz zur weitverbreiteten Ansicht nicht auf unendlich eingestellt, sondern auf eine kürzere Entfernung, die individuell ein wenig unterschidlich etwa zwischen 2 m und 0,5 m liegt. Das entspricht -0,5 dpt bis -2 dpt Abweichung von der Unendlicheinstellung. Sie scheinen, falls keine Justageabweichung nach obigem Punkt 1 vorliegt, zu denen zu gehören, die an der extremen Grenze um -2 dpt liegen. Keine Angst, das ist nicht krankhaft, sondern liegt noch ganz im normalen Rahmen. Diese Akkomodationsruhelage nimmt das Auge z.B. nachts im Schlaf oder nach längerer Zeit bei geschlossenen Augen oder bei längerer Betrachtung einer sehr großflächigen strukturlosen (z.B. grauen) Wand ein. In allen diesen Fällen können die Sehzellen in der Fovea, dem 0,5 mm kleinen Ort des schärfsten Sehens, keine Strukturen wahrnehmen, die nötig wären, um Fokussierreize ans Gehirn weiterzugeben, die dann Befehle an den Ringmuskel um die Augenlinse auslösen, sich zusammenziehen oder zu entspannen, und so die Brechkraft der Augenlinse zum Fokussieren steuern. Insbesondere bei Müdigkeit oder nach stärkerem Alkoholkonsum neigt das Auge auch dann zur Einstellung auf die Akkumodationsruhelage, wenn Strukturen vorhanden sind – nicht selten eine Ursache von Verkehrsunfällen übermüdeter oder alkoholisierter Autofahrer, die wegen der dann verschlechterten Sehschärfe ein Hindernis zu spät erkennen.
Wenn es nachts so dunkel ist, daß die fürs Farbensehen zuständigen Zapfen nicht mehr funktionieren und man nur noch mit den hell-dunkel-empfindlichen Stäbchen sieht, stellt sich das Auge ebenfalls auf die Akkomodationsruhelage ein und wird auf diese Weise „kurzsichtig“. Der Fachmann nennt diesen Zustand „Nachtmyopie“ (Myopie = Kurzsichtigkeit).
Ob nun bei Ihrem Fernglas bzw. bei Ihnen Punkt 1 oder Punkt 2 oder beide zutreffen, kann ich aus der Ferne nicht feststellen. Aber wie auch immer, betrachten Sie das als einen kleinen Schönheitsfehler, der Sie nicht weiter beunruhigen sollte.
Da Herr Jülich auf Ihre Frage zur Konsequenz für den Naheinstellbereich nicht eingegangen ist, auch dazu noch ein Wort:
Sie können an der Dioptrienskala sehen, daß Sie bei einer Naheinstellung so drehen müssen, daß Sie in den Plusbereich der Skala kommen. Sie haben also tatsächlich, wie Sie schrieben, momentan 2 dpt + 5 dpt = 7 dpt als Spielraum zur Verfügung. Der würde sich nach einer Neujustage auf die vorgesehenen 5 dpt reduzieren, so daß Sie dann keine so „kurze“ Naheinstellung mehr hätten. Das wird es Ihnen erleichtern, mit dem Schönheitsfehler zu leben.
Walter E. Schön