Die mitlesenden Hersteller wären gut beraten, aus unserer einhelligen Meinung die richtgen Konsequenzen zu ziehen. Auch ich bin der festen Überzeugung, daß die bisher ignorierten (oder abgelehnten?) Gewinde für Streulichtblenden – übrigens auch für Grau- oder Polarisationsfilter und bei astrotauglichen Ferngläsern auch für Sonnen- und UHC-Filter! – sehr schnell von allen Topherstellern angeboten würden, wenn einer von Ihnen den Anfang machte UND die damit verbundenen Vorteile (sie oben) in der Werbung publik machte. Wie ein kleiner Riß im Staudamm könnte eine solche Tat eine Flut verursachen. Technisch ist das absolut kein Problem, und die anfallenden Kosten sind sehr gering. Was also macht es den Herstellern so schwer, diesem Kundenwunsch endlich zu entsprechen?
Das Argument, die Designer würden das ablehnen, habe ich schon vor mehreren Jahren bei Leica gehört, als ich dort zum ersten Mal vorschlug, die Okulare mit integrierten Klappdeckeln nach dem Vorbild der Butler-Creek-Modelle auszustatten. Ein Designer, der das ablehnt, ist für mich ein schlechter Designer: Das alte Designer-Motto der Ulmer Schule „Form follows function“ (man beachte die Reihenfolge!) gilt noch immer für wirklich gutes Design. Ein Designer, der anders denkt, verwechselt „Design“ mit „Styling“ und wird uns eines Tages nabelfreie Ferngläser mit Heckflossen und doppelter Knopfleiste bescheren.
Wenn solche Klappdeckel oder ausziehbare Sterulichtblenden oder zumindest Gewinde, die nun wahrlich kein Design verhunzen, oder Trageriemen-Schnellbefestigungen die Praxistauglichkeit der Ferngläser verbessern, dann hat der Designer dafür eine gute Lösung zu entwickeln. Das sollten die Auftraggeber ihren Designern ins Stammbuch schreiben. Sonst kommen eines Tages noch die Designer auf die Idee, die Okulare als „designschädlich“ zu erklären und wegzulassen.
Wenn ich Zeit habe, werde ich am Wochenende ein Foto meines Canon 10x42 L IS WP machen und hier vorführen, wie ich es mit Butler-Creek-Klappdeckeln, Gummi-Streulichtblenden und in den Trageriemen eingenähte Mini-Schnappverschlüsse „getunt“ habe. Fast alle meine Ferngläser habe ich, sofern die Augenmuschelkonstruktion das zuläßt (bei Swarovski EL geht's z.B. leider nicht), mit solchen Klappdeckeln ausgestattet, und inzwischen habe ich fast alle Trageriemen links und rechts jeweils ca. 15 cm über der Fernglasbefestigungsschlaufe abgeschnitten und mittels Nähnadel und Lötkolben (zum Glätten und Verschweißen den Kunststoff-Fasern an der Schnittstelle) Schnappverschlüsse so eingebaut, daß ich wahlweise den kompletten Trageriemen zum Umhängen oder ohne das lange Mittelstück nur eine kleine Handschlaufe habe. Auch mein Kreuzgurt hat solche Schnappverschlüsse bekommen, so daß ich alle Ferngläser bei Bedarf ruck-zuck auch daran befestigen kann. Von den Schnappverschlüssen werde ich ebenfalls Fotos schießen und hier zeigen. Mit Streulichtblenden ausgestattet habe ich aber nur das genannte Canon-Fernglas – nicht, weil es dieses am nötigsten hätte, sondern weil es mein einziges Fernglas mit den dazu nötigen Gewinden ist. Es wäre wünschenswert, wenn die Hersteller solche Lösungen bereits fix und fertig anböten, damit nicht der Kunden selbst bastlerische Fähigkeiten entwickeln muß, um die Vorteile solcher Änderungen nutzen zu können.
Walter E. Schön