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Das ist herkömmliche Meinung, aber leider nicht richtig

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12. November 2006 13:02
Vorab eine kleine Korrektur: Die AP-Fläche von 7x42 beträgt 225% derjenigen von 8x32. Aber die AP-Flächen von 7x42 und 8x32 unterscheiden sich nicht um 225%, sondern nur um 125% (von unten nach oben gerechnet) bzw. um 55,6% (von oben nach unten gerechnet).

Da ich letzte Woche ein Seminar hielt und kommende Woche von Montag bis Donnerstag nochmal eines und außerdem an Steuererklärungen für zwei Jahre arbeiten muß, habe ich nicht viel Zeit, aber ich möchte dennoch (ein weiteres Mal) darauf hinweisen, daß das Dämmerungssehen BEI WEITEM nicht in dem Maße von einer größerer AP profitiert, wie allgemein angenommen wird. Der Grund ist der Stiles-Craford-Effekt, den ich aus Zeitmangel nicht ausfühlicher beschreiben möchte, über den ich aber schon früher einiges hier geschrieben hatte. Damit niemand lange suchen und ich nicht viel schreiben muß, kopiere ich hier Text aus zwei früheren Beiträgen von 2006, wobei ich lediglich meinen damaligen Vergleich zwischen 8x42 und 8x50 auf den zwischen 8x32 und 7x42 ändere:

1. umformulierter Beitrag (Stiles-Crawford-Effekt)

„Solange Sie nur bis in die Dämmerung hinein beobachten, in der sie noch Farben (wenn auch vermindert) erkennen können, rate ich Ihnen zu der hinsichtlich Handhabung, Größe und Gewicht günstigeren Alternative 8x32 als vielseitigstes Fernglas (Allroundglas).

Solange Sie noch Farben sehen, sehen Sie mit den Zapfen. Erst wenn es noch dunkler wird, sehen Sie mit den Stäbchen (Nachtsehen) nur noch hell-dunkel und nicht mehr bunt. Die Zapfen aber sind mit ihrer Lichtempfindlichkeit extrem richtungsabhängig. Sie sind in ihrer Längsachse von der Netzhaut nicht zur Mitte des annähernd kugeligen Augapfels, sondern zur Mitte der Pupille hin ausgerichtet. Dies hat zur Folge, daß durch den Rand einer sehr geweiteten Pupille eindringendes Licht weit weniger effektiv Lichtreize in den Zapfen auslöst, als dies für Licht der Fall ist, das durch die Mitte der Pupille dringt. Bekannt ist dieser Effekt als „Stiles-Crawford-Effekt“ vom Prinzip her seit über 70 Jahren, die Ursache dafür (Richtungsabhängigkeit der Zapfen aufgrund zu geringer Totalreflexion an den Zapfenwänden) erst seit jüngerer Zeit.

Unter Fernglasfreunden ist der Stiles-Crawford-Effekt noch weitgehend (um nicht zu sagen: so gut wie gar nicht) bekannt, woran hoffentlich mein Fernglasbuch etwas ändern wird, in dem ich näher darauf eingehen werde. Diese Zapfen-Richtungsempfindlichkeit hat also auf die zu Sinnesreizen führenden Lichtstrahlen eine Wirkung, als wäre die Augenpupille am Rand weniger transparent als in der Mitte (Achtung: das hatte man ursprünglich mal vermutet, aber das ist definitiv nicht der Fall – es wirkt nur so, als ob!). Und dies wiederum hat zur Folge, daß beim Zapfensehen im Bereich großer Pupillen etwa ab 4 bis 5 mm – der Übergang ist fließend, daher ist eigentlich keine „Grenze“ angebbar – der tatsächliche Zugewinn an „gesehener“ Helligkeit durch eine große Austrittspupille erheblich geringer ist, als man aufgrund der rechnerischen Größe, nämlich der Flächenzunahme der AP, erwartet.

Das heißt also, daß ein 7x42 mit 6 mm AP-Ø gegenüber einem 8x32 mit 4 mm AP-Ø viel weniger Helligkeitsgewinn beim Zapfensehen bringt, als sich der mit dem Stiles-Crawford-Effekt nicht vertraute Beobachter auf Grund der um 125% größeren AP-Fläche erhofft. Anders wird es erst beim Stäbchensehen, also wenn man bei so geringer Helligkeit beobachtet, daß keine Farben mehr wahrgenommen werden, z.B. nachts und insbesondere astronomisch (wobei dann beim Mond, bei den hellen Planeten und den hellsten Sternen auch wieder die Zapfen ansprechen, aber bei den übrigen Sternen, Galaxien und Nebeln geringer Helligkeit nur die Stäbchen aktiv sind).“

2. Beitrag (Verlängerung der Beobachtungsmöglichkeit)

„Die mit einem besser dämmerungstauglichen Fernglas größerer AP gewonnene Zeitspanne, über die hinweg man länger beobachten kann, ist relativ kurz. Ich habe für mein Fernglasbuch Ende Juli 2005, wenige Tage nach der Sommersonnenwende, in München (um ganz genau zu sein: auf 48° 07’ 50,1" nördlicher Breite) bei klarem Himmel exakte Messungen der Beleuchtungsstärke während der Dämmerung durchgeführt. Es zeigte sich, daß in der Zeitspanne von ca. einer halben Stunde um die Zeit herum, zu der das Auge erst die Fähigkeit zum Zeitunglesen und ein wenig später die zum Farbensehen verliert, sich die Umgebungshelligkeit (Leuchtdichte) etwa alle 5,5 Minuten halbiert. Das bedeutet selbst ohne Berücksichtigung des von mir vorhin erwähnten Stiles-Crawford-Effekts, daß Sie mit einer Zunahme der AP-Fläche um 125% gerade mal ca. 6,4 Minuten Vorsprung gewinnen, bei Berücksichtung des Stiles-Crawford-Effekts bestenfalls nur ca. 3 Minuten, wahrscheinlich aber eher nur um ca. 2 Minuten.

Nun wird mir aber jeder erfahrene Beobachter wahrscheinlich heftig widersprechen und behaupten, daß der Vorsprung erheblich größer sei. Das ist definitiv nicht der Fall, aber es erscheint dem Beobachter tatsächlich so, als sei der Vorsprung größer, weil der Vorsprung ja nicht nur zu einem ganz bestimmten Augenblick exisiert, sondern über längere Zeit (je nach Jahreszeit und Bewölkung ungefähr in der Größenordnung einer Stunde oder etwas länger) hinweg anhält *). Mit anderen Worten, man sieht mit einem 7x42 während einer bestimmten Dämmerungsphase immer so hell, wie man mit dem 8x32 etwa 2 bis 3 Minuten vorher gesehen hat, aber man sieht über ca. eine Stunde lang in der Dämmerung permanent immer um dieses Quentchen heller. Weil dieser eigentlich nur kleine Vorsprung über lange Zeit unverändert anhält, muß man subjektiv den Eindruck bekommen, daß der Vorsprung größer sei. Man darf übrigens bei solchen visuellen Beurteilungen nicht übersehen, daß das Merkvermögen für eine wenige Minuten vorher herrschende Helligkeit sehr schlecht ist. Man kann Helligkeitsunterschiede nur dann halbwegs präzise abschätzen, wenn man den direkten A-B-Vergleich hat, also z.B. gleichzeitig unmittelbar nebeneinander zwei Flächen unterschiedlicher Helligkeit sieht (wie im Photometer mit Lummer-Brodhun-Würfel). Um also wirklich exakte Angaben machen zu können, bleibt nichts anderes übrig, als Meßgeräte heranzuziehen und die Meßwerte zu protokollieren. Alles andere ist Wischiwaschi.

Ob das exakte Wissen um den tatschlich nur kleinen Vorsprung oder das subjektive größere Empfinden wegen eines über eine Stunde lang andauernden Vorsprungs dominiert, kann jeder Beobachter nur für sich selbst entscheiden.“

FAZIT

Ich rate Herrn Wörner aufgrund seiner Beschreibung der geplanten Anwendung zum hochwertigen 8x32, mit dem er mindestens in 95% aller seiner Anwendungsfälle mindestens ebensogut wie mit einem 7x42 oder 8x42 sehen wird, aber den Vorteil der Kompaktheit und des geringen Gewichts hat (also dieses Fernglas bestimmt viel häufiger einsetzten wird als ein größeres und schwerers 7x42 oder 8x42, das öfter zu Hause bleibt). Und in den verbleibenden 5% ist der Unterschied weit geringer, als es die Berechnung der AP-Fläche suggeriert. Sollten wirklich Anwendungsfälle eintreten, bei denen die größere AP wichtiger wird, etwa ein plötzlich erwachtes Interesse an der nächtlichen Himmelsbeobachtung, dann steht ja noch immer sein Optolyth 7x42 zur Verfügung. Herr Wörner wird dann, wenn er in der Dunkelheit nur noch mit den Stäbchen sieht, der Stiles-Crawford-Effekt nicht mehr wirksam ist und der Nutzen einer größeren AP wieder in vollem Umfang besteht, viel weniger scharf sehen als bei Tag, weil die Stäbchen eine viel geringere Dichte auf der Netzhaut haben als die Zapfen. Also wird er den zu vermutenden Schärfeverlust gegenüber dem besseren 8x32 gar nicht so sehr wahrnehmen und dann auch am 7x42 seine Freude haben. Denn auch wenn das Optolyth kein Zeiss ist, so ist es doch auch ein ordentliches und kein Ramsch-Fernglas wie der Großteil der Aldi-, Lidl- und sonstigen Kaufhausware.

Walter E. Schön

*) Dieser kleine, aber über lange Zeit anhaltende Vorsprung ist mit dem Vorsprung zu vergleichen, den ein Auto vor einem anderen Auto hat, wenn es z.B. 100 m voraus mit derselben Geschwingigkeit dieselbe Strecke fährt: Der Fahrer des ersten Autos ist zwar permamant vorn, und das über z.B. 50 km, aber er kommt dennoch nur wenige Sekunden vor dem anderen Auto ans Ziel. Er war zwar vermeintlich „schneller“, aber eben an jedem Ort nur wenige Sekunden vor dem anderen Fahrer. Genauso ist es mit dem 7x42, das beim Dämmerungssehen immer nur etwa 2 bis 3 Minuten „Vorsprung“ von dem 8x32 hat.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Ist ein hochwertiges 8 x 32 in der Dämmerung besser als ein mittelmäßiges 7 x 42

Frank Wörner 2259 11. November 2006 20:26

In diesem Fall vermutlich ja

MP 1499 11. November 2006 21:48

Prüfen Sie das Zeiss 8 x 32 Victory FL

Gunnar 1389 12. November 2006 08:08

In der Daemmerung: Nein

Holger Merlitz 1419 12. November 2006 08:19

Pupillenöffnung

Gunnar 1239 12. November 2006 09:55

Das ist herkömmliche Meinung, aber leider nicht richtig

Walter E. Schön 1891 12. November 2006 13:02

Bezogen auf die Frage: Doch richtig!

Holger Merlitz 1330 13. November 2006 02:49

Re: Bezogen auf die Frage: Doch richtig!

Werner Jülich 1401 13. November 2006 09:53

Re: Bezogen auf die Frage: Doch richtig!

Achim 1219 13. November 2006 10:29

Re: Bezogen auf die Frage: Doch richtig!

alex 1266 13. November 2006 13:54

Re: Bezogen auf die Frage: Doch richtig!

Achim 1152 13. November 2006 16:01

7 x 42 Dialyt mittelmäßig?

MP 1187 13. November 2006 21:18

Re: 7 x 42 Dialyt mittelmäßig? Ganz sicher nicht.

Werner Jülich 1277 13. November 2006 23:00

Re: 7 x 42 Dialyt mittelmäßig? Ganz sicher nicht.

Achim 1254 14. November 2006 16:38

Aussage bezog sich auf Überschätzung der Wirkung großen AP-Durchmessers

Walter E. Schön 1295 13. November 2006 23:04

Re: Aussage bezog sich auf Überschätzung der Wirkung großen AP-Durchmessers

Holger Merlitz 1234 14. November 2006 03:00

Ab wann hört das Farbsehen auf?

Wilhelm Haake 1231 14. November 2006 17:25

Re: Ab wann hört das Farbsehen auf?

Holger Merlitz 1138 15. November 2006 02:36

Re: Ist ein hochwertiges 8 x 32 in der Dämmerung besser als ein mittelmäßiges 7 x 42

Frank Wörner 1203 14. November 2006 20:50

Re: Ist ein hochwertiges 8 x 32 in der Dämmerung besser als ein mittelmäßiges 7 x 42

Gunnar 1111 14. November 2006 22:07

Minox HG Gläser

OhWeh 1430 20. November 2006 09:44

Re: Minox HG Gläser

Frank Schäfer 1614 20. November 2006 12:38

Re: Minox HG Gläser

Achim 1269 20. November 2006 15:11

Re: Minox HG Gläser

OhWeh 1346 20. November 2006 15:45

Re: Minox HG Gläser

Bernd Sommerfeld 1422 20. November 2006 16:14

Meopta Ferngläser

Christoph 1224 27. November 2006 12:29

Re: Meopta Ferngläser

OhWeh 1437 27. November 2006 13:59

Re: Meopta Ferngläser

Christoph 1315 01. Dezember 2006 11:38

Re: Meopta Ferngläser

Daniel 1270 01. Dezember 2006 12:09

Re: Meopta Ferngläser

Michael Brücker 1322 01. Dezember 2006 15:04



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