Vor einer ornithologisch orientierten Reise lese ich gern Reiseberichte anderer Gleichgesinnter, u.a. auch die von Herrn John van der Woude (John's birding trip reports, informativ, leicht über Google zu finden), einem Niederländer, der beneidenswert viel von der Welt gesehen hat und viel in den Tropen war. Seine Ausrüstung in den letzten Jahren beschreibt er so: Leica 8x32, Leica 12x50, Spektiv Nikon ED (vermutlich ED III) mit 20...45 Okular (Sehfeld 35m/1000m), daneben die akustischen Hilfsmittel (die ja auch getragen werden müssen), so z.B. bei einer Reise in die Bergwälder Nordthailands 2003. Es scheint doch auch damit zu gehen. Aber man muss es ihm natürlich auch nicht nachmachen.
Während man sich bei den Ferngläsern ohne Bildstabilisierung recht schnell einig werden kann, dass man optisch nichts wirklich Wesentliches versäumt, wenn man sich entweder für ein Zeiss oder Leica oder Nikon(HG) oder Swarovski oder (gibt es noch andere in dieser Liga, Leupold z.B.?) entscheidet, zeigt diese Diskussion neben einigen anderen Beiträgen in diesem Forum aus der letzten Zeit, dass bei dem komplexeren System Spektiv gegensätzlichere Ansichten bestehen.
Wenn man Herrn Rottmanns Äußerungen weiter denkt, gibt es doch von den mir bekannten Spektiven nur eins, das seiner Meinung nach für Herrn Albrechts Zwecke geeignet wäre: Das Diascope 85FL. Als Grund wird u.a. das Sehfeld des Variookulars (Sehfeld 43m/1000m) angeführt (darin ist das Zeiss in der Tat allen anderen mir bekannten Spektiven eindeutig überlegen, das ist ein sachlich zutreffendes Argument). Swarovski (36m/1000m) bezeichnet Herr Rottmann aber nun deshalb sogar als "ungeeignet" für den Bergwald. Das müsste dann für alle anderen mir bekannten Spektive auch gelten (Leica: 34m/1000m), und das Nikon-Zoom ist nun wirklich noch schlechter, allein schon wegen der Handhabung. Auf die unterschiedlichen optischen Bewertungen von Spektiven z.B. in den Niederlanden, in Norwegen und Finnland habe ich indes schon hingewiesen.
Und so ein k.o.-Kriterium ist das Sehfeld offenbar doch auch im Regenwald nicht. Schließlich musste man auch schon vor Erscheinen des Zeiss - Diascopes vor wenigen Jahren im Regenwald beobachten.
Um so wichtiger wäre es, bei befreundeten Beobachtern oder bei einer speziellen Veranstaltung oder bei einem der wirklich wenigen noch gut sortierten Händler parallel bei gleichen Bedingungen zu testen, bevor man sein persönlich geeignetes Exempar kauft. Wer so dumm ist wie ich und dies eigentlich wider besseren Wissens einmal nicht tut und nur auf den guten Markennamen vertraut, muss sich nicht wundern, wenn er prompt bald danach draufzahlen muss.
Für jüngere Vogelbeobachter mit schmalerem Geldbeutel könnten gute Zeiten anbrechen: Wenn demnächst immer mehr Leute ihr Leica APO 77 "unzeitgemäß" finden und verkaufen wollen, sollten sie zugreifen, nach persönlicher Prüfung, selbstverständlich!
MP