1. Das Papilio erfüllt die Bedingung von Frau Waldner, nicht (nennenswert) mehr zu kosten als ca. 100 Euro. Es ist als Porrofernglas besser, als ein Dachkantfernglas zum gleichen Preis sein könnte, weil es nicht die hohe Präzision in der Fertigung erfordert (Genauigkeit des Dachflächenwinkels, Feinheit der Dachkante) und keinen Phasenbelag benötigt. Man kann es auch so formulieren: Als Porroglas kann es für nur ca. 100 Euro etwa die Bildqualität eines Dachkantfernglases von 200 bis 250 Euro bringen.
2. Das Papilio hat zwar einen relativ engen Sehwinkel, aber das muß man eben bei diesem niedrigen Preis in Kauf nehmen (so wie man bei einem 8.000-Euro-Auto in Kauf nehmen muß, daß es weder Klimaanlage noch Servolenkung hat). Auch die meisten anderen Ferngläser dieser Preislage bieten diesbezüglich nicht mehr.
3. Das Papilio ist klein und handlich und wird den Beschenkten daher sicher öfter auf Spaziergängen und Wanderungen begleiten als ein schweres Fernglas, das ihm (als Noch-nicht-Fernglas-Begeistertem) eher lästig fallen und dann zu Hause bleiben wird. Wenn so durch häufigere Benutzung das Interesse an der Fernglasbeobachtung wächst, besteht eine gute Chance, daß der Beschenkte früher oder später selber mehr Geld für ein größeres und leistungsfähigeres Fernglas ausgibt und irgendwann einmal ein „ernsthafter“ Fernglasbobachter wird.
4. Auch dann, wenn er mal ein „richtiges“ großes Fernglas besitzt, wird ihm das kleine Papilio immer noch gute Dienste als „Immer-dabei-Kompaktglas“ leisten können.
5. Die einzigartige Naheinstellung des Papilios mit konvergenter Führung der Objektivachsen erschließt im Bereich zwischen ca. 2 m und 0,5 m einen hochinteressanten zusätzlichen Anwendungsbereich (Blumen, Libellen, Bienen, Hummeln, Spinnen, Käfer usw.) - und das auch dann noch, wenn der Beschenkte sich später ein größeres Fernglas zur Beobachtung über größere Entfernungen als ca. 2 m leisten sollte.
6. Das Papilio 6,5x21 ist nach meiner Überzeugung schon allein aufgrund seiner außergewöhnlichen Nahbeobachtungs-Potenz seinen Preis mehr als 100%ig wert, auch wenn es kein Ersatz für ein größeres 8x32 bis 10x42 zum zehnfachen oder noch höheren Preis ist. Ich bin sehr sicher, daß der Beschenkte daran Freude haben und aufgrund des ganz andersartigen Konzepts dieses ungewöhnlichen Fernglases dieses bestimmt nicht als eine „Sparversion mit unzureichender Leistung“ betrachten würde.
Ich kann nur hoffen, daß Frau Waldner sich nicht von den ersten niederschmetternden Urteilen hat abschrecken lassen, die ihr voreilig und in Verkennung ihrer finanziellen Grenzen um die Ohren gehauen wurden, und den weiteren Fortgang dieser Diskussion bis mindestens hierher weiterverfolgt hat. Es wäre schade, wenn sie geschockt das Forum verlassen hätte.
Walter E. Schön
Nachtrag
Es läßt mir keine Ruhe, noch folgendes zu sagen: Ich finde es unmöglich, jemandem, der ein Fernglas als Geschenk plant und nicht mehr als ca. 100 Euro dafür ausgeben kann, diese Idee wie einen angestochenen Luftballon zerplatzen zu lassen. Stellen Sie sich vor, jemand schriebe ratsuchend in einem Forum, er wolle sich ein Fahrrad kaufen oder eines verschenken. Und dann kommen ein paar Leute aus dem Ferrari- oder Lamborghini-Club und sagen, daß das doch alles keinen Sinn hat, weil erst ab 150.000 Euro für mehr als 300 PS der richtige Fahrspaß beginnt.