Ich besitze ein APO 77 seit zwei Jahren und habe es bewusst dem Diascope 85 FL vorgezogen, weil das erworbene Leica mir persönlich im direkten Vergleich mit 60facher Vergrößerung etwas mehr Kontrast lieferte als das Vergleichsexemplar von Zeiss. Schon damals hieß es, das APO sei nicht mehr konkurrenzfähig. Ich bin nicht dieser Meinung und habe meine Wahl nicht bereut. Es ist in der letzten Ausführung m.E. optisch dem Diascope 85, dem Swarovski ATS 80, dem Nikon 82 ED und dem Kowa 82x mindestens gleichwertig, hat aber etwas mehr Gewicht und ist länger. Ob es auch dem neuen Kowa 88x gleichwertig ist, muss ich nach den Erfahrungsberichten eher bezweifeln, kann aber aus eigener Anschauung dazu nichts sagen. Allerdings sehe ich auch nicht, dass alle Welt nun Kowa kauft. So groß ist der Abstand denn wohl doch nicht. Aber ich habe da nicht genügend Überblick. Zur Vogelbeobachtung trage ich das APO 77 mit einem Carbon-Stativ, um das (gar nicht so große) Mehrgewicht gegenüber den etwas leichteren Konkurrenten auszugleichen.
Mir ist übrigens nicht bekannt, dass es gegenwärtig für das APO 77 Preisnachlässe gäbe, die Listenpreise scheinen unverändert.
Zu Ihrer Frage: Wenn ich jetzt ein Spektiv völlig neu kaufen müsste und auch keine alten Okulare hätte, würde ich wahrscheinlich allerdings kein Leica APO 77 mehr kaufen, sondern das vermutlich etwas bessere Kowa. Die beiden Modelle würde ich dann auch gern miteinander vergleichen. Ich müsste außerdem für meine Zwecke auch mindestens 2 Okulare mitkaufen (32x, 20-60x Zoom), denn die alten würden beim neuen Leica vermutlich weniger Vergrößerung leisten. Der mögliche schnelle Wertverlust erscheint mir deshalb insgesamt zu groß.
Wenn Sie warten können, warten Sie eben. Vielleicht werden dann APO 77 günstig ausverkauft oder gebraucht verkauft. Aber auch nur vielleicht.
Besitzer des APO 77 mit mehreren Okularen werden sich nämlich, wenn denn das neue Leica erscheint, fragen, ob sie überhaupt umsatteln sollen. Dazu müsste man wissen, ob Leica überhaupt eine bedeutend bessere Optik bauen kann, zu welchem Preis, mit welchem Gewicht, mit welcher Baulänge und - ganz wichtig - mit welchen Okularen das Nachfolgemodell ausgestattet ist und ggf. was die neuen Modelle mit den alten Okularen noch leisten. Ich wage zu bezweifeln, dass unter Feldornithologen, die das APO Televid 77 verwenden, nach Kenntnis dieser Fakten dann ein Ansturm auf ein neues Leica-Spektiv einsetzt.
Man hat es bei den Ferngläsern gesehen: Viele Feldornithologen beobachten noch mit den Trinovid-Gläsern und sind nicht auf Ultravid, EL oder FL umgestiegen. Warum auch, es sind sehr gute, robuste und langlebige Geräte wie das APO-Televid 77 auch eines ist.
MP