Ich habe gerade die Gelegenheit, ein 8x32 Meostar zu testen, und als Vergleich dient mir mein altehrwuerdiges Lieblingsglas, das Nikon 8x30 EII. Hier in aller Kuerze die wichtigsten Erkenntnisse:
1. Handhabung und mechanische Eigenschaften:
Beide sind fast gleich schwer (Meostar: 580g, EII 560g, ohne Trageriemen und Kappen). Das Meopta hat verstellbare Augenmuscheln, die auf halber Hoehe fest einrasten, aber auch sonst recht schwergaengig sind, so dass sie auch bei anderen Zwischenstellungen verwendet werden koennen. Das Nikon bietet hier weniger Luxus, mit seinen klappbaren Gummistuelpen. Der AP-Laengsabstand ist 14mm beim Nikon und 15.4mm beim Meopta, letzteres fast schon brillentauglich. Die Fokussierung ist bei beiden Modellen fuer den Power-Birder wohl etwas zu schwergaengig, aber ich persoenlich bevorzuge diese steiferen Einstellungen, die sich dann auch nicht von selbst wieder verstellen. Die Naheinstellung des Meopta ist knapp unter 2m, die des Nikon knapp unter 3m, hier muss man wegen des weiten Objektivabstands schon etwas schielen. Dafuer bietet das Nikon natuerlich eine deutlich schoenere Plastizitaet ("3D-Effekt") auf mittlere Entfernungen. Das Meopta ist, im Gegensatz zum Nikon, wasserdicht. Summa summarum ist das Meopta luxurioeser und unter allen Witterungsbedingungen einsetzbar, waehrend man beim Nikon Einschraenkungen hinnehmen muss. Vergessen sollte man aber die Objektivschutzkappen des Meopta, die sind viel zu lose und machen sich selbstaendig (daher hat man sie wohl an Faeden befestigt?). Auch die Okularabdeckung haelt nur dann, wenn die Augenmuscheln heruntergeschraubt sind - weg damit!
2. Optische Leistung:
Sehfeld: Hier ist das EII unschlagbar, mit 8.8 Grad Sehfeld. Auch das Meopta ist ein Weitwinkel und mit 7.9 Grad nicht schlecht ausgestattet. Beide Fernglaeser zeigen eine gut definierte Sehfeldbegrenzung - fuer mich ein wichtiger Faktor, ich mag diese zerfransten und unscharfen Begrenzungen nicht, die viele Weitwinkelfernglaeser zu bieten haben.
Randschaerfe: Beide Fernglaeser sind hier sehr aehnlich, Sterne erscheinen punktfoermig vom Zentrum bis etwa 70% Richtung Rand. Der Randbereich wird dann relativ schnell unscharf. Das ist eine solide Leistung, insbesondere des Nikon wegen seines noch groesseren Sehfeldes, aber es haut auch nicht gerade vom Hocker. Es ist der klassische Zeiss/Leica Ansatz (2/3 scharf, 1/3 unscharf), nicht der moderne Zugang des Swarovision, bei dem man fast alles in perfekter Definition vorfindet.
Streulicht: Das Nikon hat eine gute Streulichtabschirmung, ist aber nicht immun gegen Streulicht und kann unter schwierigen Lichtverhaeltnissen schon mal einen Schleier zeigen. Hier ist das Meopta im Vorteil, ich wuerde sein Streulichtverhalten als sehr gut beschreiben.
Laternentest: Der Laternentest in der Nacht zeigt in beiden Fernglaesern praktisch keine Geisterbilder, ein Hinweis auf die hochklassige Verguetung der Linsen. Das Meopta zeigt allerdings die beruechtigten 'Spikes', Beugungseffekte an der Dachkante, und zwar heller als ich es bei einigen anderen sehr hochwertigen Glaesern beobachtet habe. Hier kann man eventuell noch etwas optimieren und die Praezision beim Schliff der Dachkante verbessern (oder eventuell die Phasenkorrektur optimieren?). Das Nikon ist in dieser Situation (sehr helle punktfoermige Lichtquellen in der Nacht) ein wenig im Vorteil.
Daemmerungstauglichkeit: Hier ist das Meopta leicht im Vorteil, wegen der groesseren Objektive. Man muss aber festhalten, dass weder 8x30 noch 8x32 Fernglaeser fuer die Daemmerung sind, daher hat dieser Punkt ein geringeres Gewicht.
Farbabstimmung: Es wurde von Kritiker erwaehnt: Das Meostar hat einen eher warmen Farbton. Von einem Gelbstich kann aber keine Rede sein, beim Durchschauen erkennt man nichts davon, das helle Tageslicht erscheint lediglich ein wenig milder und weniger blendend als beim Nikon, das eine kuehlere Farbabstimmung hat. Lediglich der Test mit dem weissen Blatt Papier laesst ein leichtes Gelb des Meopta erkennen, waehrend das Nikon neutral erscheint. Hier muss jeder fuer sich selbst entscheiden, was er bevorzugt, mir kommt der warme Farbton des Meopta eher entgegen, auch wenn die absolut neutrale Farbabstimmung momentan in Mode ist.
Chromatische Aberration: Dafuer habe ich kein gutes Auge. In der Sehfeldmitte sehe ich kaum irgendwelche Effekte, weder im Nikon noch im Meopta, aber Richtung Sehfeldrand zeigt der Mond in beiden Geraeten deutliche Farbsaeume. Ich bin sicher, dass die Spitzenoptiken von Zeiss, Swaro und Kowa hier ihren Vorsprung haben, aber diese Bewertung ueberlasse ich den Farbsaum-Experten.
Verzeichnung: Beide haben eine kissenfoermige Verzeichnung und somit keinen Globuseffekt. Bei beiden Fernglaesern erscheint die Verzeichnung moderat, hier ist man sicher nicht nach der Winkelbedingung gegangen, eher schon Richtung Kreisbedingung, insgesamt nach meinem Dafuerhalten eine gute Abstimmung.
Summa summarum ist das Nikon in seinen optischen Eigenschaften auf Augenhoehe mit dem Meopta. Das Meopta wird man dann waehlen, wenn es auch auf die mechanischen Eigenschaften wie Wasserdichtigkeit oder AP-Schnittweite ankommt, oder falls der Nahbereich von Relevanz ist. Da das Nikon preisguenstiger ist, bietet es eine ausgezeichnete Alternative fuer denjenigen, der die vereinzelten Vorteile des Meopta fuer Luxus haelt und dennoch eine hochwertige Optik sucht.
Ich hoffe, dass in der naechsten Zeit jemand die Gelegenheit haben wird, das Meopta mit dem Kowa 8x33 zu vergleichen, es duerfte interessant werden.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz
