Mir schwebt ein 12 bis 15-fach vergrößerndes Glas, mit Bildstabilisator, einem Gewicht zwischen 1200 und höchstens 1500 Gramm inklusive Stromversorgung (Batterien, Akkus) vor. Ich komme mit meinen Überlegung zu dieser Frage nicht zu einem klaren Standpunkt, vielleicht kann man mit vereinten Kräften, mit mehr Fach- und Hintergrundwissen etwas Ordnung in das Chaos bringen.
Motivation der Fragestellung:
1) Ich habe des öfteren bei Wanderungen in leichtem Gelände neben dem 8(8,5)-fachen Universalglas auch mein Canon 15x50IS dabei. Mit der (nur) für diesen Zweck brauchbaren leichten Transporttasche, Gurt und Batterien bleibt das Zusatzgewicht im Rucksack bei etwa 1,5kg, also immer noch um Welten leichter und kleiner als ein leichtes 65er-Spektiv mit ordentlichem Stativ. Beim Beobachten macht mir das 15er Canon nach wie vor Freude: 67 Grad Sehfeld, recht gute Randschärfe; ausgeruht oder mit leichtem Anlehnen und/oder Abstützen bekomme ich auch bei Wind ein absolut(!) ruhiges Bild mit einen enormen Gewinn an feinen Details z.B. gegenüber meinen 8,5x42 EL von Swarovski. So weit so gut, wenn da nicht die Schwächen wären: sieht man zuvor durch ein Victory FL und nimmt dann das Canon vor die Augen, fallen Helligkeit, Kontrast und Brillanz des Bildes merklich ab. Über die nicht gerade umwerfende Transmission und Farbneutralität des 15x50IS ist hier im Forum schon einiges berichtet worden. (*)
2) Meine Hoffnung, Canon brächte ein 12x42L IS, ein 15x56L IS oder ähnliches heraus, ist mittlerweile nahe bei Null. Das 10x42L IS scheint das einzige stabilisierte Canon Glas mit L-Linsen zu bleiben. Bei Nikon glaube ich erst recht nicht an ein HG-L VR, und bei den Stabil Eyes (oder den entsprechenden Fujinon) Modellen sehe ich in meinem Fall mehr Nach- als Vorteile gegenüber dem Canon 15x50IS.
3) Das Zeiss 20x60S ist mir (vor allem, aber nicht nur) in preislicher Hinsicht ein paar Nummern zu groß und zu speziell.
Mein Antworten-Ãœberlegungs-Spekulations-Durcheinander zur Frage:
1) In Zukunft werden zumindest ab 10-facher Vergrößerung aufwärts die stabilisierten Gläser den Markt beherrschen, daher ist es extrem wichtig für die großen Drei die Entwicklung nicht zu verschlafen und entsprechende Gläser anzubieten. Während die Verbesserungsmöglichkeiten bei Transmission, Streulichtunterdrückung, etc. langsam aber sicher ausgereizt sind, und sich die minimalen Vorschritte in diesen Bereichen mehr schlecht als recht vermarkten lassen, würde eine Bildstabilisierung erhebliches Potenzial bieten und sich ausgezeichnet bewerben lassen. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis Leica, Swarovski und Zeiss diesen Markt bedienen.
2) Wie Herr Fritzen schon mehrmals an dieser Stelle schrieb: Der Absatz an Premium-Gläsern steigt trotz der hohen Preise langsam aber stetig an. Zeiss hat keine Probleme, die produzierten 20x60S abzusetzen. Ein Victory 15x56S T*FL müsste ca. 2500 bis 3000 Euro kosten um die gleichen Margen abzuwerfen wie die ein 10x56 T*FL, der höhere Aufwand für Service kommt hinzu, denn ein stabilisiertes Glas wird immer anfälliger sein als ein nicht stabilisiertes. Wozu sollte also z.B. Zeiss die Risiken eingehen? Ergo wird kein stabilisiertes Glas von den großen Drei kommen.
3) Leica hat schon im Digitalkamerabereich (Aus Mangel an Know How und Ressourcen?) auf Kooperation mit Panasonic gesetzt. Man könnte sich ein Ultravid mit fernöstlicher Stabilisierung vorstellen. Oder vielleicht ein Swarovski 12x42 EL-VR mit Nikon-Stabilisator? Schöne neue Fernglas-Welt.
4) Es gibt keinen nennenswerten Markt für solche Gläser, ich bin nahezu ein Einzelfall mit meinem Bedürfnis nach einem 15er Glas, welches aus der Hand ein ruhiges Bild liefert. Ein 7, 8 oder 10-faches Glas ohne Firlefanz reicht, dazu dann ein Spektiv für hohe Vergrößerungen, fertig.
5) Das von Canon nichts mehr kommt ist Schwarzmalerei, die 15(18)x50IS All Weather Gläser werden durch vom 10x42L IS abgeleitete 15(18)x56L IS abgelöst. (**)
Sie dürfen meine Liste gern umsortieren, zerpflücken oder durch eigene Spekulationen ergänzen. Auch Solidaritätsbekundungen von Gesinnungsgenossen, welche ebenfalls auf so ein Glas warten, sind willkommen. Geteiltes Leid ist halbes Leid... ;-)
Ich freue mich auf Ihre Beiträge
Ulli
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(*) Nebenbei: Für seinen Straßenpreis von gut 800 Euro bietet das 15x50IS meiner Meinung nach sehr viel. Ich habe das 15er Canon damals bewusst dem 12x36IS vorgezogen, weil in dem von mir bevorzugten Einsatzbereich das gut 10% Prozent größere scheinbare Sehfeld, die 25% mehr Vergrößerung, der bessere Wetterschutz und die Ausstattung (Knopf des Stabilisators muss nicht dauerhaft gedrückt werden, Stativ- und Filtergewinde sind vorhanden) die Vorteile des 12x36IS mehr als aufwiegen. Mir ist durchaus klar, dass für die meisten Canon IS Benutzer das Pendel zur anderen Seite, nämlich zum 12x36IS, ausschlägt, trotzdem habe ich meine Entscheidung für das „Große“ nie bereut. Interessant finde ich, dass das 15x50IS in dem amerikanischen Fernglas-Foren (z.B. Cloudy Nights) einen besseren Ruf zu haben scheint als in deutschen Foren (Astronomie.de, Jülich). Die Geschmäcker scheinen unterschiedlich zu sein.
(**) Wenn die maximale AP auf Grund von Limitierungen durch das Vari-Angle Prisma nur – wie von Herrn Schön gemessen – 3,7mm beträgt, würde doch ein 15x56L IS wie die Faust aufs Auge passen und wäre effektiv genau so hell wie das 10x42L IS, oder nicht?
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.11.07 22:01.