…spektiv-induzierte Randunschärfen lassen sich wohl nicht immer zweifelsfrei belegen - schon gar nicht reproduzierbar. Um bei den Worten 'Kritikers' zu bleiben: Entwarnung ja - teilweise und doch wieder nicht!?
Also: ich weiss nicht was mein Achromat mit seinem Amici-Prisma mit den Zeiss-Varios macht (ausser ziemlich gute Bilder), vielleicht relativieren sich die Symmetrievariationen durch (zufällig) gegenteilige Effekte. Die Randunschärfen bleiben (Zeiss-Vario alt/neu) im Zeiss DiaScope latent vorhanden, beim 20-60x deutlicher als beim 20-75x. Jedoch zeigte heute abend bei klarem Himmel, aber auch eisigem Südwestwind das DiaScope, was doch 'in ihm steckt' - ein wenig zur 'Ehrenrettung' der Zeiss-QS…
Naturbeobachtungen scheinen womöglich zur Beurteilung optischer Mängel manchmal eher suboptimal zu sein. Ich kann mich jedoch bei der Beobachtung sowie Beschreibung der bisherigen Auffälligkeiten auf eine objektive Vorgehensweise meinerseits berufen. Zur Vervollständigung wollte ich noch den 'Sterntest' machen - der wohl kritischsten Umgebung, wenn es um Unschärfen geht. Damit meine ich natürlich keine 'Beugungsring-Vergleiche', das wäre dem Produkt und dessen primären Anwendungsgebiet nicht angemessen.
Also nochmal das Ganze nach des Tages Mühen aufgebaut, diesmal aber mit dem Okularköfferchen im Schlepptau. Das erste Ergebnis: der Fokussierbereich scheint sich trotz (oder wegen) DSF etwas erweitert zu haben.
Es fokussieren im Unendlichen:
Baader Eudiaskopisch 10mm
Baader Eudiaskopisch 15mm
Coronado 25mm
TeleVue Panoptic 24mm
TeleVue Radian 10mm
TeleVue Radian 4mm
TAL König-Plössl 25mm
(Alle Okulare ohne Kürzung der 1,25"-Steckhülse mit Zeiss 1,25" Okularadapter)
Nicht fokussierbar (am Sternhimmel) waren:
Baader Eudiaskopisch 35mm (sowieso ziemlich intrafokal, Dämmerungsoption TeleVue 32mm-Plössl wg. AP=5,4mm)
Coronado 18mm (nur ganz knapp)
Baader 12mm MicroGuide-Messokular
Jedoch zeigte sich die bisher bemängelte asymmetrische Randunschärfe bei den Festbrennweiten am Sternhimmel nicht mehr… Als Referenzobjekte wurden gewählt: das Trapez in der Zentralregion des Orion-Nebels M42, das 'Reiterlein' Zeta-UMa (genauer: der visuelle Doppelstern Mizar), die Jupitermonde sowie der gute 4-Tage alte Erdmond.
Alle recht eng stehenden Sternagglomerationen waren im Vario bis 75x gut punktförmig definiert, die Festbrennweiten noch einen 'Tacken schärfer'. Bei den nutzbaren Festbrennweiten waren die Abbildungen entweder bis (fast) an den Rand scharf oder zumindest symmetrisch (leicht) unscharf, beim Vario konnte die Asymmetrie wieder festgestellt werden.
Das Orion-Trapez ABCD konnte im Vario bei etwa 30x blickweise getrennt werden. Dies gelingt sinnigerweise im Miyauchi 20x100 bereits bei 20x, ruhige Luft vorausgesetzt - eher ein Vorteil der binokularen Beobachtung als der 15mm grösseren Öffnung. Dergleichen verhält es sich beim Doppelstern Mizar, bereits bei 20x sauber im Vario getrennt (Abstand der Komponenten AB 14,4") sowie bei den Jupitermonden. Bei allen stellaren Objekten konnte jedoch bei den Festbrennweiten keinerlei asymmetrische Unschärfen wie in meinen vorherigen Beiträgen beschrieben, festgestellt werden! Lediglich beim flächigen Objekt Erdmond fiel das bemängelte Verhalten des neuen Varios bei höheren Vergrösserungen (> 40x) nicht ganz so augenscheinlich auf wie bei den Punktlichtquellen.
Überhaupt scheint der Vergrösserungsbereich 20-35x eher symmetrie-immanente Linsenparameter zu haben, als der restliche Bereich. Und dabei mein altes Vario noch deutlicher, als das 20-75x.
Somit wäre wohl das verdächtigte Teilsystem Spektivkörper 'aus dem Schneider' - genau so wie es einige Forenteilnehmer auch von der Wahrscheinlichkeit her vermutet hatten. Ich werde daher das Vario retournieren und hoffe, ein etwas gleichmässigeres Okular zu erlangen. Wohlgemerkt: mir geht es hier nicht um punktförmige Sternabbildungen bis zur Feldblende - das soll und muss das 20-75x nicht können und die Festbrennweiten waren auch nur zum Verifizieren des Phänomens angedacht.
Dass ich mit meinem vorschnellen Urteil ggf. bei Interessierten ein wenig Unruhe, auch bzgl. einer Kaufoption geschaffen haben könnte, nehme ich als a priori-Erfahrung für zukünftige 'Exkursionen in die Meckerecke' mit. Immerhin zeigte dieses Thema jedoch die (vielleicht prinzipiellen) Schwierigkeiten der Toleranzen bei Vario-Okularen auf und möglicherweise können durch kritischeres Beobachten vermehrt auftretende Rückläufer konstruktiv in die verbesserte Fertigung der sonst exzellenten Zeiss-Variookulare einfliessen.
kritisierbare Grüße
Manfred Gunia