Ich habe mir Ladenschwengel erklären lassen, es war ein altmodischer, abwertender Begriff für Verkäufer.
Verkäufer bekommen ein kleines Festgehalt und einen variablen Anteil.
Verstehen Sie den Unterschied zu Ihrer Situation?
Ich vermute einmal, dass Sie eine wirtschaftliche Basis haben in Form eines vereinbarten und pardon, leistungsunabhängigen Monatsalärs, leistungsunabhängig wohlverstanden in dem Sinn, dass es da keine Schwankungen gibt, auch wenn Sie einmal für eine kurze Zeit weniger leisten.
Ich kenne eine Buchhändlerin im reichen Stuttgart, die auf Bildbände spezialisiert ist. Sie hat 2 Mitarbeiterinnen und sie haben keine Zukunft mehr. Kommt man in den Laden, dann hat man ein gutes Gefühl, der Laden ist gut besucht. Dieses gute Gefühl verfliegt, wenn man die Kasse beobachtet. Dann erkennt man nämlich, dass die Menschen den Laden in eine Wärmestube umfunktioniert haben, in der man kostenlos die Qualität der hochwertigen Bildbände prüfen kann, die man anschliessend vom Sofa aus über das Internet bestellt. Das Geschäft ist für diese Internettransaktionen unbedingt notwendig, denn wie soll sich der Käufer vorab von der gebotenen Qualität überzeugen können? Muß ich betonen, dass Bildbände makellos sein müssen ja, dass spätestens nach dem 10. Durchblättern diese Bücher reduziert werden müssen?
Die Menschen, die sie schädigen, sind gut gebildete Menschen in sicheren Verhältnissen. Ich kenne mich in Europa ein wenig aus und glauben Sie mir, in dieser extrem negativen Ausprägung ist es ein deutsches Spezifikum, deutsche Akademiker, männlich und in vorgerücktem Alter. Herr Jülich wird Ihnen sicher bestätigen, dass er auch diesen Trend spürt, wenn auch in geringerem Umfang, weil sein Laden etwas Spezielles ist. Es darf aber nicht sein, dass man eine überdurchschnittliche Leistung bringen muß, um nicht geschädigt zu werden. Verlieren wir den Handel in den Städten, werden die Städte tot und langweilig. Deutschland scheint entschlossen, dieses Ziel zu erreichen.
Ich schrieb - es kommt auf die Dosierung an.
Jeder Händler für den gehobenen Bedarf ist gewohnt, dass nicht jeder Kunde kauft, der den Laden betritt. Es gibt also einen Kostenblock, der umgelegt werden muß. Überschreitet dieser Kostenblock ein bestimmtes Maß, dann lohnt sich der stationäre Handel nicht mehr.
Einige Hersteller hochwertiger Produkte haben dies erkannt, schaun ihren Internethändlern ganz genau auf die Finger und sorgen so für Waffengleichheit. Das sind aber die klugen Ausnahmen.
Beat Madagan