Die gewachste Barbour hatten nicht nur Mallory und Irvine 1924 am Everest dabei.
In schwarz war die Barbour-Kombi bis Ende der 70er die Kluft der britischen Motorradfahrer, soziologisch gesehen also ein ausgesprochen antibürgerliches Statement.
Erst als die streng bezopften Hamburger Bürger-Blondinen begannen , die
gewachste Barbour zu tragen, änderte sich die Wahrnehmung. Die jeunesse doree wollte so den Habitus des britischen Landadels imitieren, ein Beweis für die These, dass jede Schicht sich an der nächst höherstehenden orientiert.
Dabei sind solche "Aufwertungsstrategien" natürlich genau geplante Feldzüge, um die zugeschriebene Wertigkeit und damit die Preise und Präferenzen zu erhöhen.
Wir alle kennen das, da ist der US-Kuhtreiber, der Marlboro raucht (weil er im Populärfilm frei und unabhängig ist, was jeder will), da können Sie die Omega Speedmaster kaufen, weil dieser Chronograph angeblich mit Apollo 11 auf dem Mond war, und da wird der Mutter suggeriert, die Schnitte enthalte Milch (hier ist die bedeutungsschwere "Milch" der Mehrwert).
Und genau so wie dem Jäger suggeriert wird, mit dem neuen Glas käme er besser zum Schuss, so gibt es Werbung, die dem Mann verspricht, seine meistgeschätzte Leistungsfähigkeit dramatisch zu verbessern...
Wie aber werden solche Marketingstrategien verwirklicht?
Marketing besteht aus "value adding" (siehe oben) und aus der sogenannten Segmentierung, dabei werden nur die nach sozio-demographischen Kriterien bestimmten Teile der Bevölkerung bearbeitet, die bereit sind, auf die o.g. Reize zu reagieren.
Die Fernglashersteller haben hier vier Segmente identifiziert: Birder, Segler, Jäger, Bildungsreisende.
(Auf den Websiten der Hersteller finden Sie die Typologien sofort, Steiner hat das besonders schön gelöst)
Das ist eine Bildungs- und Einkommenselite, Leute die bereit sind, für die für ihre Bedürfnisse vermutete Qualität entsprechend zu bezahlen.
Und genau das macht Zeiss, diese Leute werden bearbeitet, das neue Glas eignet sich vor allem wohl für Jäger. (Vielleicht haben sie aber auch einen Riesenbock geschossen und ihre Zielgruppe zu eng definiert)
Jedenfalls hat Zeiss richtig gehandelt, keine TV-Spots im sogenannten Unterschichtenfernsehen a la RTL II zu schalten, denn da finden sie ihre Kunden mit Sicherheit nicht.
Gruss, Mats