Ein paar unsortierte Gedanken:
Was das Nikon 8x30 EII angeht, nun, ich finde das Glas gut, aber sicher nicht herausragend, auch nicht von der Optik her. Von der Mechanik her schon gar nicht, ich habe einige Male gehört, dass die Gläser selbst nach eher kleinen Stößen gern mal dejustiert sind, weil die Prismen (zu) leicht verrutschen. Das 8x32 SE ist meines Erachtens sowohl optisch als auch mechanisch besser. Das einzige, was für das EII spricht, sind die Alleinstellungsmerkmale "Porro mit großem Gesichtsfeld" und "(relativ) günstiger Preis". Aber das ist ja schon was.
Was das Terra betrifft, bin ich zu konservativ, um die Marketingstrategie von Zeiss gut zu finden. Auch mit dem Zeiss-Sticker ist das Terra ein mittelmäßiges Chinaglas, wenn auch mit einer guten Firma und ordentlichem Support dahinter, aber auch ein Affe im Anzug ist ein Affe. Allerdings erschließt sich Zeiss so neue Käufergruppen, das ist sicher richtig, denn der typische Käufer wird nicht jemand sein, der sonst >€1500 für ein "richtiges" Zeissglas ausgeben würde. Mike Jensen, der Präsident von Zeiss USA, der ab und an im BF schreibt, deutete kürzlich an, dass Zeiss jetzt eine "three tier strategy" fährt, mit den Terras, den Conquests und den Victorys. Und nach dem, was man aus den USA hört, ist die Strategie erfolgreich, mit hohen Verkaufszahlen für die Terras und die Conquests. Wenn die Rechnung aufgeht, werden die Terras und Conquests sicher auch ein paar mehr Leute anfixen, sich ein Premiumglas von Zeiss zu kaufen.
Außerdem, und das muss auch mal gesagt werden, macht Zeiss bei den Gläsern eine Sache richtig: Sie haben ein ordentliches Gehäuse, auch die Terras, und sind als nicht aus irgendwelchen Plasteteilen zusammengefriemelt. Wohin so etwas führt, wurde ja deutlich, als vor 20+ Jahren die ersten Fremdhersteller begannen, Kameraobjektive mit möglichst leichten Plastikfassungen auf den Markt zu werfen. Die hatten teils die Stabilität von Joghurtbechern.
Und solange Zeiss in absehbarer Zukunft weitere Modelle für den Premiummarkt entwickelt, soll mir das recht sein. Ich hätte da durchaus ein paar Ideen, aber mich wird Zeiss eher nicht fragen. Hoffentlich entwickeln die nicht wieder irgendeine bahnbreche Neuigkeit, die wie das Photoscope konsequent am Markt vorbeientwickelt wurde. Aber man muss sich ja nicht unbedingt bei den Benutzern umhören, sowas weiß man selbst ja am besten.
Wobei egal, was Zeiss entwickelt, das sicherlich keine Porros sein werden, es sei denn, die wagen sich an irgendetwas Ungewöhnliches (stabilisiertes 10-12x, Glas mit Perger-Prismen). Bei den "normalen" Gläsern ist der Zug abgefahren, was die Porros angeht, dazu sind die Dachkanten mittlerweile zu gut geworden. Und sie haben ja auch Vorteile, z.B. durch die Innenfokussierung, die, bei gut gemachten Gläsern, eben auch bei -20 C noch funktioniert. Auf dem Weltmarkt haben Porros heute den Ruf Billigheimer zu sein, außer bei ein paar Verrückten wie hier im Forum.
Wer heute noch ein Porro will, das mindestens von den Vergütungen her absolut Stand der Technik ist, wird wohl eher bei Swarovski zugreifen müssen, solange es die Habichtserie noch gibt. Über so ein Glas denke ich selbst nach, allerdings hat das für mich eigentlich attraktivste Glas, das 7x42, ein so enges Gesichtsfeld, dass man da genausogut durch eine Klopapierrolle gucken kann. Ich kann jedenfalls mit einem SSW von 46 Grad nicht leben. Ich habe es ausprobiert, es geht nicht. Leider.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.11.13 18:23.