Pinac schrieb:
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> Ob ungeeignete Lagerung die Diffusion
> beschleunigt, scheint mir zweifelhaft (?).
> Ungeeignete Lagerung sollte eigentlich nur beim
> Fernglas-Äusseren zu Feuchtigkeitsschäden
> führen.
>
Hallo Pinac
Da Diffusion, ein langsamer Prozess, bei Gasen (und Dämpfen), auch durch eine durchlässige Trennwand (sprich Gehäuse) hindurch, einen beidseitigen Konzentrationsausgleich anstrebt, spielt es sehr wohl eine Rolle, welche Wasserdampf-Konzentration ausserhalb des Gehäuses besteht. Wie mehrfach schon in diesem Forum erwähnt, ist "Dichtheit" keine absolute Grösse, deshalb Angabe der Prüfbedingung: (zulässige Durchtrittsmenge, kaum je erwähnt) bei Eintauchtiefe (in H2O) und Zeitdauer. Wenn Poren/Lunker in Gussteilen mit Flüssigpolymeren versiegelt werden, geschieht dies kaum der Diffusion wegen, denn solche sind oft gross genug, dass auch Flüssigkeiten durchtreten. Früher wurde etwa für die Gehäuse von Nikonos-Tauchkameras mit dieser Technologie geworben. Nur für einen relativ kurzen Tauchgang kann Diffusion kaum eine Rolle spielen.
Beim "dichten" Fernglas spielt für die Diffusion von Wasserdampf und der Gasfüllung die Gehäusewand vermutlich eine weit geringere Rolle als Dichtungen mittels Elastomeren oder Fett (bei Einzelokulareinstellung). Bei O-Ringen, aus einem Werkstoff mit relativ geringem Diffusionswiderstand, ist die eigentliche Dichtfläche (=Diffusionsweg) ohnehin schon klein und wird in der Praxis allmählich durch ein Fett-Staubgemisch weiter verschlechtert.
Bei 18 Grad C und 760mm Hg, gemäss meiner früher zitierten Quelle (1947), soll
Wasserdampf etwa die halbe Dichte von Luft haben und somit auch rascher als diese diffundieren.
> (Schimmel- oder anderen) Pilzen, innen im Glas
> oder aussen. Für solchen Befall braucht es
> entsprechende Keime oder Sporen, welche sich
> aussen am Glas bei ungeeigneter Lagerung ansetzen
> und dann zu wachsen beginnen. Innen im Glas
> sollten sie unabhängig von der Lagerung nicht
> auftreten können, es sei denn, Sporen seien schon
> bei der Zusammensetzung des Glases ins Innere
> gelangt. Das lässt sich vermeiden, indem die
> Zusammensetzung unter Reinraum-Bedingungen erfolgt
> (meines Wissens bei Ferngläsern nicht der Fall
> ?), oder indem das Innere mit Stickstoff oder
> einem Edelgas geflutet wird; sofern dies
> sorgfältig gemacht wird und die optischen Teile
> sowie das Fernglasinnere sauber sind, müssten mit
> der Stickstoff-Flutung letzte Sporen zusammen mit
> den Resten der vorher im Glas befindlichen Luft
> herausgespült werden. Später werden auch beim
> Abbau der Stickstoffüllung über die Zeit kaum
> neue Sporen ins Glas hinein "diffundieren" (dafür
> sind sie viel zu gross), es sei denn, der
> Fernglas-Körper sei beschädigt.
> Ungeeignete Lagerung wäre dann also nur für
> Pilzbefall aussen ein Thema, nicht jedoch für
> solchen innen (für solchen sind die
> Arbeitsbedingungen bei der Zusammensetzung des
> Glases massgeblich).
quote
In jedem Kubikmeter Luft um uns herum schweben zwischen 1.000 und 10.000 Pilzsporen.
unquote
aus:
[
www.scinexx.de]
Ueberall in der Atmosphäre, über den Meeren, auch hoch in den Wolken gibt es Pilzsporen. Ein Reinraum senkt zwar deren Menge, verhindert sie aber nicht. Pilzsporen können zwar nicht durch Feststoffe diffundieren; in Fernoptik werden sie also bei der Montage eingebaut und/oder können trotz Dichtungen durch Mikrolecks bei innerem Unterdruck hineingesogen werden.
So wie in der Medizintechnik: Herstellung im Reinraum, anschliessende Sterilisation ist bei Optik kaum möglich.
Meine umfangreiche erwähnte Quelle enthält noch vieles (zumindest für mich) Interessantes zum Thema. Trotz meiner gegenteiliger Beteuerung scheine ich mich doch noch zum Fungus-Freak zu entwickeln.
Gruss Hans