Da scheiden sich die Geister, und ich stelle fest, dass sich meine Einstellung zu dieser Frage im Laufe der Jahre auch etwas geaendert hat. Grundsaetzlich scheint es selbstverstaendlich, dass eine geringe Bildfeldwoelbung und damit eine hohe Randschaerfe (wobei ich voraussetze, dass andere Aberrationen wie Astigmatismus ebenfalls gut korrigiert sind) zu den notwendigen Eigenschaften eines Qualitaetsfernglases gehoeren.
Die Beobachtungspraxis scheint jedoch eine sehr hohe Randschaerfe nicht zu erfordern - zumindest dann nicht, wenn der scheinbare Sehwinkel hinreichend weit ist (etwa: 60 Grad oder darueber). Man schwenkt alles, was man betrachten will, ohnehin in Richtung Mitte. Dann gibt es noch diesen Gleitsichtbrillen-Effekt, den Manni angesprochen hat: Mit etwas Bildfeldwoelbung ist es moeglich, Gegenstaende im unteren Nahbereich des Sehfeldes noch scharf zu sehen, die in einem perfekt flachen Bild nicht mehr in der Bildebene liegen wuerden. Bildfeldwoelbung kann daher die effektive Schaerfentiefe noch etwas vergroessern (das funktioniert allerdings nicht mit weit entfernten Objekten, eher mit solchen im mittleren Entfernungsbereich von einigen bis einigen Dutzend Metern).
Ich bin inzwischen der Ansicht, dass man die Bildfeldwoelbung bei den Swaro SV Modellen etwas zu aggressiv korrigiert, und sich dabei (als Nebeneffekt) Probleme mit der Verzeichnung eingehandelt hat. Im Vergleich dazu wirkt das Bild des Swaro SLC, das noch etwas Bildfeldwoelbung aufweist, irgendwie natuerlicher, sowohl beim Schwenken als auch in der Gesamtauslegung des statischen Bildes, das zum Rande hin allmaehlich etwas weich wird. Dagegen empfinde ich die Randunschaerfe des Victory FL als zu stark ausgepraegt. Der goldene Weg der Mitte scheint mir auch hier die beste Loesung zu sein.
Anders ist das natuerlich bei fest montierten Astro-Fernglaesern, in denen man nach Moeglichkeit ohne Schwenken saemtliche Sterne scharf sehen moechte.
Viele Gruesse,
Holger