Hallo,
die Suche nach objektiven Methoden zur Bewertung von Ferngläsern ist bei genauer Betrachtung zum Scheitern verurteilt. Zwei Gründe halte ich für entscheidend:
1. Die Individualität unserer Sehapparate macht alle Messaufbauten mit integriertem Beobachter hochgradig unzuverlässig. Einfaches Beispiel ist die Bildfeldwölbung, die eine Hauptursache für Randunschärfen darstellt. Ein jüngerer Beobachter mit guter Akkomodationsfähigkeit wird dort andere Effekte sehen, als jemand, dessen Auge sich nicht (mehr) so schnell an unterschiedliche scheinbare Bildentfernungen anpassen kann.
2. Ein Laboraufbau ohne menschliche Beurteilung, wie etwa über Kameras und teilautomatisierte Auswertungen, erfordert zum einen eine ziemliche Materialschlacht. Man braucht dann z.B. kollimiertes Licht, exakte, reproduzierbare Geometrien und eine hochgenaue Messung aller möglichen Parameter. Irgendwann landet man bei einem ISO-8 Reinraum, einem gigantischen Granitblock als optische Bank und millionenteurem Equipment. Zum anderen hängt es dann immer noch an der Experimentauslegung, welche Parameter stärker gewichtet erfasst werden als andere. Man verlagert den individuellen Beitrag des Menschen nur aus der Durchführung der Messung in die Planung bzw. Bewertung der Messung.
Nicht umsonst gilt der alte Spruch: Wer misst, misst Mist. Für einzelne, klar definierte Parameter (wie z.B. Transmission) lassen sich sicher gute Messmethoden finden. Für die Frage, welches Fernglas besser für einen selbst geeignet ist, allerdings nicht.
Wünschenswert ist eine nachvollziehbare Testmethodik trotzdem. Je besser man sich der Grenzen dieser Tests aber bewusst ist und seine Ergebnisse entsprechend einschränkend formuliert, um so wertvoller sind solche Tests dann für die Allgemeinheit.
Viele Grüße,
Sebastian