Hallo liebe Fernglasfreunde,
das gute Zeiss besitze ich nun knappe zwei Wochen, das Zen-Ray ist erst vor ein paar Stunden angekommen. Bevor ich noch Monate warte um dann einen ellenlangen Text zu verfassen, möchte ich lieber jetzt schon ein paar Zeilen schreiben.
Zuerst zum Zeiss Victory 8x42 FL:
Das Zeiss wirkt rundum hochwertig. Im Gegensatz zum Nikon Monarch X, welches ich vor ein paar Wochen in den Händen hatte, hat das hier verwendete Material eine sehr angenehme Griffigkeit. Es ist rutschfest, ohne gummiartig zu wirken. Die Augenmuscheln sind für mich viel angenehmer als die dickeren Versionen von z.B. Monarch X oder Zen-Ray.
Die Fokussierung ist bedeutend schneller als all meine anderen optischen Geräte, woran ich mich erst gewöhnen musste, was mittlerweile aber kaum noch Probleme darstellt. Ich vergleiche das gern mit einer Computermaus, die man auf höhere Sensibilität stellt. Das führt anfangs zu geringerer Präzision, aber nach einer Eingewöhnungsphase zu fast gleicher Präzision bei deutlich erhöhter Geschwindigkeit. Für Vogelbeobachter wahrscheinlich ein Pluspunkt.
Auch das Zubehör, vor allem die Tasche, ist auf einem Qualitätsniveau, welches man bei dem Preis erwarten kann (aber nicht immer geliefert bekommt; siehe Swarovski-Tasche).
Zur Optik sei nur gesagt: Ich finde keinerlei Mängel. Es ist absolut farbneutral, sehr hell, farbsaumfrei und, was die meisten Hersteller nicht hinbekommen, fast vollständig frei von Reflexionen!
Dass ich mich für ein 8x42 und gegen ein 8x32 entschieden habe, liegt an zwei Gründen:
- Ich benutze das Glas häufig in der Dämmerung und auch gerne in der Nacht für die freihändige Beobachtung, da das Oberwerk 15x70 Ultra für diesen Zweck viel zu schwer und klobig ist.
- Als "immer-dabei-Glas" steht mir schon ein Nikon 8x20 HGL zur Verfügung. Das kann dank kleiner Gürteltasche wirklich immer mit, auch ohne aufzufallen. Ich halte die 8x32-Klasse für diesen Zweck ebenfalls für zu groß.
Auch wenn ich mir ein geringeres Gewicht wünsche, nehme ich das Mehrgewicht aufgrund des universelleren Einsatzzweckes in Kauf.
Nun zum Zen-Ray ED2 7x36:
Es ist, wie vermutet, nur etwas kleiner und leichter als das Zeiss und stellt einen Kompromiss zwischen der 8x32-Klasse und der 8x42-Klasse dar.
Es fässt sich nur etwas weniger angenehm an als das Zeiss, was als Lob gemeint ist. Das Material wirkt etwas gummiartiger, ohne aber zu "klebrig" zu sein (Leute, die beim Fangen eines Handballs schonmal blutige Fingernägel hatten, wissen wohl was ich meine). Die kurzen Noppen an den Außenseiten erhöhen die Rutschfestigkeit bei Regen oder mit Handschuhen. Ich kann mir vorstellen, dass es ebenso wie bei den Zeiss-Rippen Leute gibt, die damit Probleme haben. Ich gehöre zum Glück nicht dazu.
Auf die Fokussierung möchte ich noch nicht genauer eingehen, nachdem ich erlebt habe, dass das Zeiss erst ein paar Einsätze gebraucht hat, bis sich das Schmiermittel gleichmäßig verteilt hat und nun sehr gleichmäßig und weich läuft. Lediglich bei der Fokussierungsgeschwindigkeit kann ich mit Gewissheit sagen, dass sie deutlich langsamer als das Zeiss ist, vergleichbar mit einem Swarovski EL 8x32.
Das Zubehör erreicht natürlich nicht die Qualität der Zeiss-Produkte, aber das "Hardcase" ("stabiles Etui") hat als reine Aufbewahrungsbox auch etwas für sich. Die Objektivklappen sitzen viel lockerer als beim Zeiss. Drückt man sie aber etwas nach, halten sie gerade stark genug, um nicht in normalen Transportsituationen herunterzuklappen.
Was die Optikleistung betrifft, so gibt es hier ausgeprägte "Licht- und Schattenseiten":
Die "Lichtseite": Es scheint so hell zu sein wie das Zeiss! Das hätte ich, vor allem nach einigen Aussagen hier im Forum über die Transmission des Zen-Ray, nicht erwartet. Das gilt nicht nur für die bereits eingetretene Dunkelheit draußen, sondern auch bei heller Innenbeleuchtung. Diesen Punkt muss ich allerdings bei Tageslicht überprüfen. Bislang sind mir in der kurzen Zeit keine Farbsäume aufgefallen.
Die "Schattenseite": Die Reflexionsanfälligkeit ist sehr hoch. Sowohl okularseitig, also bei Licht von der Seite oder von hinten, als auch objektivseitig in der Nähe von Straßenlampen ist es überhaupt nicht mit dem Zeiss vergleichbar.
Die Verzeichnung scheint in diesem Fernglas etwas höher zu sein als im Zeiss, was aber an dem größeren Sehfeld liegen kann. Dass sich Randpunkte aufgrund überkompensiertem "Globuseffekt" scheinbar wegbewegen, wie das Herr Merlitz in seinem Bericht schreibt, kann ich bislang nicht bestätigen.
Das war jetzt etwas ungeordnet und "auf ex" geschrieben. Ich hoffe trotzdem, dass es für den ein oder anderen hilfreich ist.
Viele Grüße,
Stefan