Ein „Höhenunterschied“ als Ursache ist Unsinn. Gemeint ist wohl eine große Höhe (über dem Meeresspiegel), in welcher der Luftdruck niedrig ist. Flüssigkeiten haben bei niedrigerem Luftdruck („Dampfdruck“) einen niedrigeren Siedepunkt und verdunsten stärker. Aber wie Sie selbst schon gesagt haben, ist der Balgen innerhalb des abgedichteten Fernglasgehäuses von Luftdruckänderungen außerhalb des Fernglases nicht betroffen.
Außerdem bestünde selbst bei nicht druckdichtem Fernglasgehäuse wegen des dichten Balgens keine Gefahr, daß die darin enthaltene Flüssigkeit „ausgast“ (zumindest bei den in der Praxis vorkommenden Temperaturen: In Ihrem Beispiel mit dem Frachtraum des Flugzeugs ist die Temperatur sehr niedrig, was dem Verdunsten mindestens ebenso entgegenwirkt, wie es vom niedrigen Luftdruck begünstigt würde, wenn das Fernglas nicht dicht wäre).
Ob allerdings der Balgen, der für die Funktion des Vari-Angle-Prismas flexibel sein muß, langfristig dicht bleibt und nicht spröde wird, kann ich nicht sagen. Sicher hat Canon ein Material gewählt und getestet, daß unter normalen klimatischen Bedingungen mindestens 10 bis 20 Jahre lang Dichtheit garantiert. Aber wie es danach aussieht, wird vielleicht auch bei Canon niemand verbindlich sagen können. Das hermetisch abgedichtete Gehäuse mit inaktiver Gasfüllung ist, wie Sie schon sagen, eine günstige Voraussetzung. Aber die Vibration des Vari-Angle-Prismas während der Bildstabilisierung könnte langfristig bei einem eventuell mit den Jahren Spröder werdenden Kunststoffbalgen zu Verschleiß führen. Andererseits ist die Dauer der Bildstabilisierung nur ein verschwindend kleiner Bruchteil der Nutzungsdauer, selbst wenn diese 20 Jahre beträgt.
Ich mache mir jedoch diesbezüglch keine Sorgen. Hält denn eine Geschirrspülmaschine oder ein Staubsauger oder ein Auto ewig? Wenn mein Canon 10x42 L IS WP die nächsten 10 bis 20 Jahre hält, bin ich zufrieden. Wer weiß, wie lange ich durchhalte.
Walter E. Schön