Hallo Frau Waldner,
ein Steiner Safari 8x22 ist zunächst - lassen Sie mich es so drastisch ausdrücken - eine Möglichkeit, Ihrem Mann ein Fernglas für möglichst wenig Geld zu schenken. Volker Werres hat recht mit seiner Frage, welchen Einsatzbereich Ihr Mann für das Fernglas bevorzugt. Natürlich spielt bei Ihrer (löblichen!) Entscheidung, Ihrem Mann eine Freude zu machen, das Finanzbudget auch eine entscheidende Rolle. Jedoch sollten Sie sich überlegen, ob mit "irgendeinem Fernglas", Hauptsache, es ist ein solches, der Zweck, den Sie beabsichtigen, erfüllt wird.
Also lassen Sie mich verschiedene Möglichkeiten - sozusagen als Checkliste - abarbeiten:
1. Ihr Mann ist ein aktiver Vogelkundler. In diesem Fall rate ich dringend von einem Kompromissglas mit nur 22 mm Objektivdurchmesser ab. Die aktiven Vogelfreunde nutzen in der Regel die Größe 42 mm mit den Vergrößerungen 7 bis 8-fach (Ältere ab ca. 50 Jahren) oder 8,5 bis 10-fach (Jüngere unter 45 bis 50 Jahren). Hier gibt es preiswertere gute Lösungen, z.B. Docter (Zeiss-Jena-Nachfolger) 8 oder 10x42 BCA für ca. 600 bis 700.- €, oder aber die Spitzenoptiken von Leica, Zeiss und Swarovski mit etwa denselben Daten, die sichtbar besser aber auch mit einer Spanne zwischen ca. 1500 und 1900.- € wesentlich teurer sind. Wenn es ein Steiner-Glas sein soll, dann eines aus der Discovery-Serie. Die kosten aber auch schon über 1300.- € - nicht ohne Grund!
2. Ihr Mann (und auch Sie selbst) nutzen das Glas überwiegend im Urlaub und auf Wanderungen und seltener in der Dämmerung oder bei Nacht:
Hier empfiehlt sich eindeutig die Größe, die sich als Allroundglas etabliert hat, z.B. 8 bis max. 10 x 32. Das sind Gläser, die nicht über 600 Gramm wiegen und daher über längere Strecken bequem getragen werden können. Auch hier trennt sich die Spreu bei mindestens 650.- € vom Weizen. Gute Beispiele: Kowa 8 (10) x 33 XD (ca. 1100.- €). Auch hier evtl. noch das 800 Gramm schwere aber besonders handliche Docter 8 (10) x 42. Ansonsten finden Sie die Spitzengläser auch wieder bei Zeiss mit dem 8 (10) x 32 Victory FL (ich empfehle kein Zeiss-Glas aus der Conquest- Serie; da halte ich die oben erwähnten Docter-Pendants mit 42 mm Objektivdurchmesser für besser), das Leica Ultravid HD oder das Swarovski EL mit denselben Daten und Preisen zwischen ca. 1300 und 1700.- €. Eine gewisse Sonderstellung nimmt das sehr preiswerte, optisch erstklassige - aber nicht wasserdichte - Porroprismenglas (herkömmliche Bauweise) Nikon 8x30 E II ein, das man für knapp 500.- € bekommt. Auch bei den kleinern Allroundgläsern greifen tendenziell Ältere eher zu 8-facher Vergrößerung wegen der größeren Schärfentiefe und dem zitterärmeren Bild und Jüngere eher zu 10-fach.
Sollten diese Erkenntnisse Ihren gesteckten Finanzrahmen sprengen, rate ich Ihnen eher dazu, sich als Geschenk was anderes zu überlegen. Wer einmal mit dem Fernoptikhobby angefangen hat, wird sehr rasch an die qualitativen Grenzen billiger Ferngläser stoßen. Sie brauchen im Vergleich nur mal bei einem gut sortierten Händler erst durch das von Ihnen angesprochene Safari 8x22 und dann durch ein Zeiss Victory 8x32 EL zu schauen. Spitzenferngläser machen süchtig!
Von den kleineren (und preiswerteren) Kompaktgläsern zwischen 20 und 25 mm Objektivdurchmesser rate ich Ihnen wegen des wesentlich kleineren scheinbaren Sehwinkels und dem etwas fummeligen Handling ab, es sei denn, es kommt auf jedes Gramm Gewicht an. Kompaktgläser sind Zweitgläser für die Fälle, wo man normalerweise kein Fernglas mitnimmt, also für "immer-dabei" oder auch für Oper und Konzert. Jedoch auch für letztere Anlässe sind die 32er Allroundgläser durchaus ebenso geeignet, wie für gelegentliche astronomische Beobachtungen.
Viel Spaß beim Aussuchen!
Frank Distel
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.04.09 10:46.