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Vorsicht, Vorurteile machen blind!

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28. Juli 2007 12:40
Sie haben offenbar 1. eine Vorliebe für Nikon und Fujinon in Verbindung mit einer Abneigung gegen Canon sowie 2. noch nie ein Canon-IS-Glas in einer solchen Situation benutzt, sondern phantasieren sich dessen Verhalten aus unvollständigem theoretischem Wissen zusammen. Denn was Sie da über die Canon-Bildstabilierung schreiben, ist nur teilweise richtig und im vorliegenden Falle nicht maßgeblich.

Es stimmt, daß der Regulierbereich der Canon-IS-Gläser deutlich kleiner ist als der der Nikon- und Fujionon-Stabigläser. Aber das ist in diesem Falle völlig irrelevant, weil die Flugzeugbewegung und damit auch die Nachführschwenkung des Fernglases sehr gleichförmig ist. Bekanntlich ist zudem das Handzittern (Tremor) bei Bewegung deutlich geringer als im Stillstand, so daß die zu korrigierenden Zitteramplituden dann kleiner werden. Wenn der Beobachter also nicht Parkinson oder einen anderen „Tatterich" hat, sondern gesund und nicht überanstrengt ist, liegen die Zitteramplituden bei einer solchen Flugzeugbeobachtung gut innerhalb des Regulierungsbereichs der Canon-IS-Gläser. Die Nikon- und Fujinon-Modelle haben nur dann einen Vorteil, wenn der Beobachter z.B. nach anstrengender körperlicher Tätigkeit (z.B. schnelles Besteigen eines hohen Aussichtsturms, Klettern am Berg, bergauf Radfahren) oder psychischer Belastung (z.B. Beinahe-Auffahrunfall mit dem Auto, Notbremsung mit Schleudern, Schock) in starkes Zittern gerät oder wenn der Untergrund nicht stillsteht (z.B. auf schwankendem Schiff, im fahrenden Auto, in vibrierenden Hubschrauber). Nur da kommt der je nach Modell bis zu 3° oder 5° betragende größere Regulierbereich zum Tragen.

Die Nikon- und Fujinon-Stabigläser haben aufgrund ihrer anderen Arbeitsweite eine ziemlich lange Anlaufphase, was dann von Nachteil ist, wenn man schnell reagieren muß. Taucht das Flugzeug unerwartet auf, so kann es bei Nikon und Fujinon so lange dauern, bis nach dem Einschalten die Stabilierung „einrastet“, daß man das Flugzeug nur noch von hinten stabilisiert betrachten kann. Die Canon-IS-Gläser sind um ein Vielfaches schneller und lassen das Flugzeug im günstigen Falle schon von vorn und im ungünstigen spätestens beim direkten Überfliegen in kürzestem Abstand stabilisiert beobachten.

Damit Sie nicht glauben, ich würde denselben Fehler wie Sie machen und vielleicht nur aus Erfahrung mit einem Canon-IS-Glas ohne Kenntnis der Nikon- und Fujinon-Stabigläser mutmaßen: Ich habe zwar nicht das Nikon 14x40, aber ein Fujinon 12x32-Stabiglas und vor dem Schreiben dieser Zeilen sicherheitshalber dieses Fernglas mit dem in der Vergrößerung identischen Canon 12x36 IS II verglichen, und zwar nicht an einer 747 in 1000 m Höhe (das gibt es seit ca. 15 Jahren an meiner Wohnung nicht mehr, seit der nur ca. 4,5 km von mir entfernte Flughafen München-Riem aufgelassen ist und der neue Flughafen in ca. 18 km Entfernung in Betrieb genommen wurde), sondern an Mauerseglern, die noch schwieriger mit dem Fernglas zu verfolgen sind, weil die Flugbahn nicht gradlinig ist, sondern unerwartete Wendungen nimmt.

Das Canon 12x36 IS II ist viel bequemer zu halten, weil es 1. kompakter ist und aufgrund seiner Form besser in der Hand liegt und weil es 2. mit ca. 660 g nur etwas mehr als halb so schwer wie der 1145-g-Fujinon-Klotz ist. Wenn ich zur Flugzeugbeobachtung nur zwischen diesen beiden Modellen wählen sollte, gäbe ich eindeutig dem Canon 12x36 IS II den Vorzug. Natürlich hat auch das Fujinon 12x32 Techno-Stabi seine Stärken, nämlich vor allem bei maritimem Einsatz: Es ist im Gegensatz zum Canon wasserdicht und gleicht aufgrund des viel größeren Regulierbereichs auch die von den Schiffsbewegungen verursachten Bildbewegungen aus. Ich würde also im Gegensatz zu Ihnen das Fujinon nur dann zur Beobachtung tieffliegender Passagierflugzeuge (z.B. 747 in 1000 m Höhe) benutzen, wenn ich von einem schwankenden Schiff aus beobachten müßte. Darum ging es aber in der ursprünglichen Fragestellung nicht.

Nebenbei noch: Das Canon 12x36 IS II ist im Vergleich mit dem Fujinon 12x32 Techno-Stabi trotz seines Leichtgewichts und trotz des erheblich niedrigeren Kaufpreises das eindeutig schärfere Fernglas (oder sollte ich einen negativen Fujinon-Ausreißer besitzen?). Vor allem die Farbsäume des Fujinons an Objektkanten gegen den sehr hellen und manchmal fast blendenden Himmel empfinde ich als etwa doppelt so stark wie die des Canon-Glases 12x36 IS II. Und ich merke auch, daß ich mit dem Canon 12x36 IS II beim Fokussieren den richtigen Schärfepunkt viel sicherer und schneller finde als beim Fujinon 12x32 Techno-Stabi.

Noch eine Anmerkung zu Ihrer Kritik am Vorschlag, ein Spiegelumlenksystem wie das auf der Jülich-Website gezeigte zu benutzen. Auch ich würde davon abraten, aber aus einem ganz anderen Grund: Über diesen Spiegel sehen Sie alles zwar seitenrichtig (links bleibt links und rechts bleibt rechts), aber kopfstehend. Das mach das Nachführen schwieriger. Außerdem erscheinden deshalb Beschriftungen, z.B. die Namen der Fluglinien in Spiegelschrift und sind dann für Ungeübte schwierig bis gar nicht lesbar. Ihr Argument, es müsse viel Masse bewegt werden, ist dagegen falsch (oder, um mit Ihren Worten zu sprechen: Quatsch), denn das ganze System muß ja nicht hin und her bewegt, sondern auf einem Neigekopf nur verkippt oder verdreht werden, und da spielt nicht die Masse, sondern das Trägheitsmoment eine Rolle, und das ist trotz hoher Masse aufgrund der kleinen Hebelarme gering. Vorsicht also bitte mit vorschnellen Beurteilungen, wenn Sie in solchen Dingen zu wenig wissen.

Fazit: Ich kann mich dem erstmals von Herrn Gaebe gegebenen und dann auch von den Herren Merlitz und Streib bestärkten Rat, ein Canon 12x36 IS II einzusetzen, nur mit Nachdruck anschließen. Auch ich hätte mit all meiner Erfahrung mit sehr vielen Ferngläsern aller wichtigen Qualitätsmarken ganz spontan ebenfalls an erster Stelle das Canon 12x35 IS II genannt. Das hat zwar auch einige Schwächen, die es für andere Zwecke un- oder weniger geeignet machen (vor allem fehlende Wasserdichtheit, geringe Robustheit gegenüber Stoß, Fall und Vibration, zu weite Nahgrenze um ca. 7 m), aber zum Beobachten von Flugzeigen vom Garten- oder Liegestuhl aus wüßte ich kein geeigneteres anderes Fernglas.

Walter E. Schön


Nachtrag: Warum wollen Sie die Beobachtung denn auf eine Flughöhe von ca. 1000 m festlegen? Davon war, wenn ich nichts übersehen habe, nirgendwo die Rede. Ich vermute eher (ohne den Anspruch, es genau zu wissen), daß es um Flughöhen von ca. 3000 m bis 5000 m geht, wobei dann ja auch noch berücksichtigt werden muß, daß dies die Entfernung zum Fernglagenau überfliegt. Wenn es seitlich vorbei fliegt sowie in der Phase des Auf-ihn-zu- und Von-ihm-weg-Fliegens (die den größten Teil der Beobachtungsdauer ausmacht) ist die Entfernung also wahrscheinlich eher um 5000 m bis 15000 m, und da sind die von Ihnen genannten Argumente ungeachtet ihrer Richtigkeit völlig gegenstandslos.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Fernglas für meinen Mann...

Sandra 4679 26. Juli 2007 19:39

Re: Fernglas für meinen Mann...

Günther Fiedler 1969 26. Juli 2007 20:02

Re: Fernglas für meinen Mann...

carsten gaebe 1970 26. Juli 2007 20:08

Re: Fernglas für meinen Mann...

Bernhard Loos 1989 26. Juli 2007 20:47

Nachtrag

Bernhard Loos 1624 27. Juli 2007 19:59

Re: Fernglas für meinen Mann...

Werner Jülich 1936 27. Juli 2007 10:07

Weites Sehfeld und Stabilisierung

Holger Merlitz 1875 27. Juli 2007 10:29

Re: Weites Sehfeld und Stabilisierung

Dietmar Streib 1592 27. Juli 2007 11:01

Welche Flughöhe?

Dieter König 1631 27. Juli 2007 14:44

Gemütlich im Sitzen beobachten

Rolf Keil 1574 27. Juli 2007 17:17

Ein paar Zahlen gefällig?

Arthur Gebauer 1849 28. Juli 2007 10:21

Re: Ein paar Zahlen gefällig?

carsten gaebe 1659 28. Juli 2007 10:26

Re: Ein paar Zahlen gefällig?

Arthur Gebauer 1422 28. Juli 2007 11:20

Canon Stabi reicht aus

Holger Merlitz 1563 28. Juli 2007 10:51

Vorsicht, Vorurteile machen blind!

Walter E. Schön 4175 28. Juli 2007 12:40

Re: Vorsicht, Vorurteile machen blind!

Arthur Gebauer 1640 29. Juli 2007 08:02

Extrapolieren ist überflüssig

Walter E. Schön 1758 29. Juli 2007 12:14

Re: Vorsicht, Vorurteile machen blind!

RK 1274 27. Dezember 2010 23:36

Er wird sich über jedes schöne Fernglas freuen

Florian Hutwelcker 2238 28. Juli 2007 18:03



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