Als ich soeben nachsah, ob es wegen meiner Stellungnahme auf Astronomie.de schon rumort, sah ich, daß ich eine dortige Frage des A.de-Teilnehmers „martin_c“ am Ende der A.de-Diskussion übersehen hatte. Er schrieb:
„könnte es sein, dass sich die Vergütungsschichten auf den Linsen, deren Funktion durch Interferenz erreicht wird, je nach Lichteinfallsrichtung unterschiedlich verhalten ?
Dann würde der Test nur in der korrekten Blickrichtung und nicht rückwärts korrekte Ergebnisse liefern.“
Meine Antwort dazu: Zustimmung zum ersten Satz, aber entschiedener Widerspruch zum zweiten, der leider auf einer unlogischen Folgerung basiert.
Es ist richtig, daß beim Auftreffen eines Lichtstrahls auf eine Glenzfläche Luft-Glas oder Glas-Luft oder auch Glas-Glas, wenn die Brechzahlen verschieden sind, der Reflexionsgrad (außer von den beiden Brechzahlen der einander benachbarten optischen Medien) auch vom Einfallswinkel abhängt. Folglich hängt auch der Transmissionsgrad davon ab, denn das, was an der Grenzfläche reflektiert wird, dringt nicht ein und fehlt somit bei der Transmission. Beim senkrechtem Einfall, also Einfallswinkel 0°, ist der Reflexionsgrad am kleinsten, nimmt aber mit wachsendem Einfallswinkel, also wachsender „Schräglage“ zunächst nur unwesentlich und erst bei solchen Winkeln stärker zu, die bei den das Fernglas passierenden Lichtstrahlen nicht oder allenfalls bei Bildpunkten im Randbereich des Sehfeldes auftreten. Die Transmission wird aber üblicherweise schon wegen der zusätzlich auch noch die Bildhelligkeit stark (und sogar sehr viel stärker) beeinflussenden Fassungsvignettierung und wegen des natürlichen Helligkeitsabfalls nach dem Cosˆ4-Gesetz immer für achsenparallelen Lichteinfall bestimmt und angegeben. Da auch ich bei meinem Transmissionstest ziemlich achsenparallel von vorn durchs Fernglas schaue (und sogar schauen muß, weil ich sonst die zu beurteilenden Kreisscheiben nicht als Kreise, sondern unvollständig oder gar nicht sehe), kann das schon mal keine Rolle spielen.
Der entscheidende Punkt ist aber der von „martin_c” gezogene falsche Schluß „Dann würde der Test nur in der korrekten Blickrichtung und nicht rückwärts korrekte Ergebnisse liefern“. Dieser Schluß ist deswegen total daneben, weil – wie ich auch schon in meinem langen ersten Beitrag geschrieben hatte – es zu JEDEM von vorn einfallenden und das Fernglas vollständig durchdringenden Lichtstrahl einen in umgekehrter Richtung das Fernglas durchlaufenden Lichtstrahl gibt, der EXAKT DENSELBEN WEG nimmt. Folglich hat dieser Lichtstrahl entgegengesetzter Richtung an jeder Grenzfläche auch exakt dieselben Neigungs- bzw. Ein- und Ausfallswinkel, nur mit dem Unterschied, daß wegen der entgegengesetzten Laufrichtung der Einfallswinkel zum Ausfallswinkel und der Ausfallswinkel zum Einfallswinkel wird. Das aber ist für den Reflexionsgrad unwesentlich. Ob der Strahl aus der Luft ins Glas fällt und dabei zumLot hin gebrochen wird oder ob ein exakt entgegengesetzt verlaufender Strahl dieselbe Grenzfläche am selben Punkt auf demselben Weg vom Glas zur Luft durchtritt und dabei umgekehrt vom Lot weg gebrochen wird, der Reflexionsgrad ist und bleibt unverändert. Folglich bleibt auch die Transmission exakt dieselbe!
Ich weiß nicht, wei „martin_c“ zu seiner krausen Schlußfolgerung kommt und so selbstverständlich das Wort „dann“ gebraucht, als würde aus dem vorher Gesagten logisch der nachfolgende Unsinn folgen. Er möge sich doch ganz einfach eine planparallele Platte aus Glas oder sonst irgendeinem von Luft verschiedenen optischen Medium denken. Er hat dann bei einem von einer Seite schräg auf die erste Grenzfläche A auffallenden Strahl einen gewissen Lichtverlust. Und wenn derselbe Strahl dann nach Durchlaufen der Glasdicke die andere Grenzfläche B erreicht, entsteht dort exakt derselbe Lichtverlust wie an der ersten Grenzfläche, sofern die Platte beiderseits von gleichen optischen Medium umgeben ist. Man kann sagen: das Verhalten ist symmetrisch. Der Lichtdurchtritt dieses Strahls an der zweiten Grenzfläche B entspricht aber haargenau dem Lichtdurchtritt eines in umgekehrter Richtung durchfallenden Lichtstrahls an der ersten Grenzfläche A. Es ist also völlig egal, ob das Licht die eine oder die andere Richtung nimmt; sofern der Weg derselbe ist, ist auch die Transmission immer dieselbe.
Ach, wenn doch logisches Denken nur ein bißchen leichter wäre!
Walter E. Schön