Hallo Walter,
die von Dir angesprochene Umkehrbarkeit der Lichtwege in einem optischen System ist, streng genommen, nur im Rahmen der geometrischen Optik erfüllt. Sie ist in einem Fernglas, für alle praktischen Belange, wohl eine hinreichend gute Näherung, und die in der Praxis autretende Abweichung dürfte bei einem so simplen Transmissionstest auch keine Rolle spielen. Daher erwähne ich hier nur der Vollständigkeit halber, dass bei Effekten wie der partiellen Polarisation (bzw. Phasendrehung), die etwa in den Umkehrprismen auftritt, aber offenbar auch bei der Absorption, diese Umkehrbarkeit nicht erfüllt ist. Auf die Schnelle konnte ich im Internet nur die Folgende Zusammenfassung finden (www.informaworld.com/smpp/content~content=a713820997~db=all):
Zitat (C. v. Fragstein, Journal of Modern Optics, volume 2, p. 16 (1955)):
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Die Umkehrbarkeit einer Lichtbewegung wird vielfach als Theorem von uneingeschränkter Gültigkeit angesehen. Tatsächlich ist diese Umkehrbarkeit aber dann nicht immer gewährleistet, wenn die Absorption berücksichtigt wird. Die Lichtdurchlässigkeit D einer Grenzfläche zweier verschieden absorbierender Medien ist in entgegengesetzten Richtungen eine verschiedene und zwar ist (senkrechte Inzidenz vorausgesetzt) D 1,2 / D 2,1 = 1 + x 2 1 / 1 + x 2 2 wobei x 1 und x 2 die Absorptionsindizes der beiden Medien bedeuten. Auch die Phasendrehung des durch eine solche Grenzfläche hindurchtretenden Lichtes ist in entgegengesetzten Richtungen verschieden, während die Phasendrehungen für den reflektierten Anteil, genau wie bei durchsichtigen Medien, in entgegen gesetzten Richtungen sich um PI (= 180 Grad) unterscheiden. Ebenso ist die Brechung eines Lichtstrahls, der unter schrâger Inzidenz auf die Grenzfläche zweier verschieden absorbierender Medien (im einfachsten Fall z. B. auf die Grenzfläche zwischen einem Metall und Luft) auftrifft, nicht umkehrbar. Bei manchen Metallen (Ag, Au, Cu) gibt es einen Einfallswinkel, bei dem die ins Metall eindringende Welle ihre Richtung nicht ändert. Lässt man umgekehrt aus dem Metall her eine homogene Welle auf die Grenzfläche fallen, so existiert kein Einfallswinkel, bei dem die Welle in Luft unabgelenkt austritt. Bei anderen Metallen (Fe, Pt) wiederum ist ein ablenkungsfreier Lichtübertritt aus dem Metall in die Luft, nicht aber in umgekehrter Richtung möglich.
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Zitat Ende
In einem Fernglas treffen ja Materialien unterschiedlicher Absorption aufeinander (z.B. verschiedene Glastypen), und es gibt in manchen Prismen auch Spiegelungen an Metallschichten (z.B. Silber (Ag), das in manchen Schmidt Prismen Verwendung findet). Ob sich die Auswirkungen solcher Effekte auf die beiden Transmissionen (d.h. die Transmissionen in beiden Richtungen) im Fernglas im 1% Bereich bewegen, oder darunter, oder sogar darüber, müsste man aber in komplizierten Simulationen nachrechnen. Es mag durchaus sein, dass sie, je nach Umkehrsystem, auch deutlich unterschiedlich ausfallen.
Viele Grüsse,
Holger Merlitz