Satte Firmen haben die Tendenz, risikoscheu zu agieren. Das diese Risikoscheu das größe Risiko für ihre Zukunft darstellt, wird dabei leicht übersehen.
Zeiss Sport Optics ist sicher nicht mehr sehr weit von einer risikoscheuen Firma entfernt. In unserer Branche, Automobilzulieferer, sind die Firmen top, die mehr als 50% Umsatz mit Produkten erzielen, die jünger als 24 Monate sind.
Betrachten wir einmal die Produkte von Zeiss Sport Optics, dann sind die Umsatzrenner im Prinzip mehr als 6 Jahre alt und mit Neuentwicklungen tut man sich schwer. Es scheint den zuständigen Managern auch völlig nebensächlich zu sein, dass sie kein Produkt zum angekündigten Termin ausliefern können, wobei ich offen lassen möchte, ob dies an der unrealistischen Vorankündigung, oder an nicht beherrschten Prozessen liegt, vermutlich liegt es an beidem.
Jetzt könnte man entgegnen, dass die heute unter Sportoptik fallenden Bereiche ausgelutscht sind und Weiterentwicklungen immer unwirtschaftlicher werden. Dieser Einwand läßt sich aber überprüfen, das moderne Wort lautet benchmark, platt gesagt, wo stehen wir im Vergleich zum Wettbewerb.
Muß man Prophet sein, um Zeiss Sport Optics den schleichenden Niedergang vorherzusagen? Vermutlich nicht, es gibt personelle Absetzbewegungen zu den Wettbewerbern, ausbluten nennt man das.
Kann man diesen Niedergang stoppen?
Die meisten Beispiele, die ich kenne, lassen den Schluß zu, dass man die Unternehmenskultur ändern müßte, der berühmte schwere Tanker, der nur träge auf Kursänderungen reagiert.
Werden die chinesischen Hersteller aufholen?
Auf jeden Fall, spätestens dann, wenn ihr Heimatmarkt anspringt, ich würde mich sehr wundern, wenn es noch 10 Jahre dauern würde, bis wir hochwertige, langlebige Fernoptik aus China sehen werden, allerdings zu anderen Preisen als heute gewohnt, eine gute Produktion kostet Geld.
Wie werden sie angreifen, wie wird das Marketing aussehen?
Es wird sicher Unternehmen geben, die mit innovativen Produkten auf sich aufmerksam machen werden, das wäre dann vielleicht so ein Gregory-Doppelteleskop. Vorarbeit bei Zeiss, weiterentwicklung wegen nicht 100% garantiertem Erfolg verschlafen, auf den Markt gebracht von UO oder einem der anderen chin. Anbieter.
Swarovski hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit einer Prise Polemik darf man sagen, die Verantwortlichen denken in längeren Zeiträumen, als ihre Kollegen in Wetzlar.
Ich werde meine gute Zeissoptik pflegen und meinen Enkeln später einmal erzählen, dass es da mal eine berühmte Firma gab.
Gunnar