Als Feigenblatt? Ein nettes Bild, wobei das Photo Scope in der Tat nur ein Feigenblatt ist, denn es ist konsequent am Markt vorbeientwickelt. Eine Technikstudie, um zu zeigen, was man denn so tun könnte, wenn man denn wollte, mehr nicht. Wer soll das Photo Scope denn kaufen, außer Leuten, die mit ihm ein bisschen spielen wollen und das nötige Kleingeld herumliegen haben?
Jedenfalls ist das Photo Scope nichts für die Vogelbeobachter. Zu groß, zu schwer, zu teuer, da geht der Trend eindeutig zu anderen Optiken - zu hochwertigen, kleinen Spektiven für Reisen etc. einerseits und zu hochwertigen, großen Spektiven, die hohe bis sehr hohe Vergrößerungen zulassen, andererseits. Das Photo Scope ist weder ein vollwertiges Spektiv noch ein Ersatz für eine hochwertige Fotooptik - über 7 Megapixel wird ein Tierfotograf nur milde lächeln, über eine maximale Empfindlichkeit von 800 ISO erst recht. Es ist eine eierlegende Wollmilchsau, nicht mehr und nicht weniger, für die es keine echte Nische gibt.
In der Tat, die Musik spielt zur Zeit in Österreich. Vielleicht noch in Japan, denn Nikon schläft auch nicht, siehe die EDG-Serie, auch wenn mir die Spektive aufgrund ihres Gewichtes eher missraten zu sein scheinen. Wobei die Spektive, verwendet man den Adapter für digitale SLR, von den fotografischen Möglichkeiten eher mehr bieten als das Photoscope, allerdings etwas umständlicher in der Handhabung sind. Man gut, dass wenigstens Canon auch zu schlafen scheint und die stabilisierten Gläser nicht konsequent weiterentwickelt.
Es wird höchste Zeit, dass Zeiss aufwacht und bei den Fernoptiken wieder mehr tut. Ein bisschen Modellpflege hier, ein bisschen Modellpflege da, dazu ein neugerechnetes Zoom für die Spektive, das reicht eben nicht aus. Das Dialytspektiv ist zwar "preiswert", für Naturbeobachter aber von der Optik her zu flau, mit einem biederen Achromaten lockt man von denen niemanden mehr aus der Reserve. Das in China gefertigte Nikon ED 50 ist optisch in einer anderen Klasse. Die Ferngläser haben ihr Alleinstellungsmerkmal "hellste Dachkantgläser durch AK-Prismen" durch das Aufkommen der dieelektrischen Beschichtungen, die mittlerweile selbst mittelprächtige Optikklitschen hinbekommen, verloren. Den Trend zu Gläsern mit höherer Randschärfe hat Zeiss völlig verschlafen. Das ursprüngliche Zeiss Victory von 2000, speziell das 10x40, ist randschärfer als die FL-Modelle. Die großen Innovationen des letzten Jahrhunderts - die mechanisch stabilisierten Gläser wie das 20x60S und das 20x60S Mono - sind verpufft, da hat sich nichts mehr getan. Schade eigentlich.
Wenn jetzt Swarovski noch eine Mittelklasseserie auflegt, die wenigstens etwas besser ist als die Zeiss Conquest, und das deutet sich ja an, wird man sich in Oberkochen warm anziehen müssen.
Hans