Seit einigen Wochen habe ich das Photoscope im Einsatz.
Ich setze es vorrangig zur Seebeobachtung / Seeschiffsfotografie und zur Naturbeobachtung ein. Zuvor habe ich sehr viel Digiscopie mit einem STM 80HD in Verbindung mit allen drei Kameraadaptionssystemen von Swarovski betrieben und dazu eine Nikon Kompaktkamera, die über einen Gewindering zur Adaption am UCA verfügt, eingesetzt.
Die Swarovski-Kombination hat einen leichten Gewichtsvorteil (insbesondere natürlich dann, wenn man vorher genau weiß, dass man nicht digiskopieren möchte und die Kamera zuhause lässt - und genau dann vermisst man diese im Feld sehr ....). Am besten gefällt mir zur Digiscopie das 30x, aber auch mit dem 25-50 habe ich sehr gute Erfahrungen.
Der große Nachteil ist es jedoch, dass die Zeit zwischen dem Wechsel von Beobachten auf Fotografieren in vielen Fällen zu lange ist und nachdem die Kamera positioniert ist, das Beobachten nur noch über den Monitor der Kamera erfolgen kann. Der Wechsel gelingt mir im Übrigen mit dem DCB am besten, da hier die Gefahr, den Bildausschnitt zu verlieren, am geringsten ist.
Der zweite große Nachteil ist die hohe Ausschussquote - an guten Tagen liegt diese bei 60% - und sehr oft hat man nur einen Versuch.
In einem Zwischenschritt war ich dann bei einem 85er Zeiss mit dem DC4 "gelandet", das aber von den Bildergebnissen nicht überzeugte. Monitor und Batterieverbrauch machten mich ebenfalls nicht glücklich.
Nach all diesen Erfahrungen freue ich mich umsomehr jetzt über das Photoscope. Nachdem ich mich mit der Technik auseinandergesetzt habe, lasse ich die Vollautomatik ausgeschaltet und beeinflusse die Belichtung über die Menübildschirme manuell - warum die Vollautomatik immer zu Unterbelichtungen tendiert wird wohl nur Zeiss selbst wissen, es fehlt mindestens eine Blendenstufe. Das ist aus meiner Sicht das einzige Manko in der Technik. Die 7 MP reichen für mich völlig aus, die Ergebnisse übertreffen die reine "Dokumentationsfunktion" bei weitem.
Der Akku hält ausreichend lange, meistens muss ich an einem Nachmittag im Dauereinsatz diesen nicht wechseln.
Neben den guten Bildergebnissen begeistert mich am meisten jedoch die geringe Ausschussquote (die Scharfstellung funktioniert dank des zusätzlich verbauten Af-Systems, das kleine Fehleinstellungen ausgleichen kann, nach etwas Übung immer, wenn macht mir der Wind zu schaffen) von unter 10%!! Die Auslöseverzögerung ist hinreichend kurz und: ich digiscopiere (Pardon: fotografiere) beim Beobachten jederzeit und sofort und auch bei "Schietwetter" im Dauerregen.
Aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus kann ich feststellen, dass sich die Grossinvestition für mich gelohnt hat.
Zur Zeit experimentiere ich mit der passenden Stativ- und Kopflösung. Ich habe ein Gitzo 1327 mit einem Niedrigprofilneiger 2272 von Gitzo in Verbindung mit einem Nivelierkopf von Linhof im Einsatz. Eine Kombination die für mich noch tragbar ist (denn das Photoscope wiegt auch schon 3 Kg), die aber durch das leichte Karbonstativ bei 1,80 Meter Arbeitshöhe gefühlt zu kopflastig ist.
Sehr gut bewährt hat sich die beschriebene Kopfkombination, der Neiger ist in allen 3 Ebenen auszurichten und der Horizont ist immer waagerecht (alles andere ist bei einem "Seestück" auch nur unfein..).
Mit den zuvor eingesetzten Videoköpfen habe ich keine guten Erfahrungen machen können: Diese sind in der Beobachtungsposition nicht ausreichend festzusetzen bzw. arretierbar. Kugelköpfe scheiden aufgrund der hohen Freiheitsgrade und der notwendigen Horizontalausrichtung für mich aus.
Alles in Allem: Wenn man es richtig macht und sich intensiv damit beschäftigt, ist das Photoscope kein "Feigenblatt" sondern eine wunderbare Lösung, die anderen Ansätzen gegenüber ganz erhebliche Vorteile erreicht hat.
Grüße von der Ostsee, Rebecca