Prima, dass Sie zählen wollen! Bin auf die Zahl gespannt.
Ich bezweifle auch nicht, dass Graureiher auch im Rheinland zugenommen haben, das ist schon seit dem Ende der 1960er Jahre in Deutschland der Fall, vor allem, weil die bis dahin sehr starke Verfolgung aufgehört hat oder zurückgegangen ist (illegal oder sogar als Ausnahmegenehmigung geht sie regional leider weiter). Die Art hat zudem starke Kältewinterverluste (zuletzt vor allem 1962/63 mit deutlicher Wirkung). Die Kältewinter sind aber seltener geworden. Der Rhein ist von meinem Wohnort zu weit weg, aber sollten nicht auch die Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässergüte dort greifen und die Fischbestände erhöhen?
Ich konnte die von Ihnen angeführte starke Zunahme aber nicht aus Ihren Angaben ersehen und habe deswegen nur ganz grob gerechnet. Wie Sie aber selbst erkannt haben, ist die Verteilung der Tiere am Fluss ungleich und aus geringen Individualdistanzen allein kann man nicht auf die Gesamtzahl schließen. (Sie sprachen ja ursprünglich von einer starken Zunahme und haben dann die geringen Abständen der Reiher zueinander erwähnt). Geringe Individualdistanzen bei Reihern sind gar nicht ungewöhnlich, sie brüten schließlich in Kolonien und schlafen auf Bäumen, in denen dann Dutzende oder Hunderte von Reihern stehen können. Der Abstand ist kann dann durchaus weniger als 1m zwischen den Tieren betragen, und wenn die Gewässer gefroren sind und einige Stellen offen sind, dann können die Tiere natürlich auch so eng zusammen stehen. Sie hätten sonst ja keine Chance, sich ausreichend zu ernähren.
Die Reiher können wie jedes Lebewesen nicht ständig fressen, müssen ruhen (das könnten sie z.B. auf den Verlängerungen der Rheininseln), um Energie zu sparen, Gefiederpflege betreiben usw.
Es würde mich freuen, wenn Sie Spaß daran fänden, in regelmäßigen Abständen die Zahlen miteinander zu vergleichen. Sie könnten dabei auch gelegentlich auf andere Beobachter treffen, denn ich nehme an, dass zumindest einige Rheinabschnitte in die internationale Wasservogelzählung einbezogen werden.
Wer sich einigermaßen aktuell über Biologie, Gefährdung und Schutz der Vögel Mitteleuropas informieren möchte, dem sei Bauer/Bezzel/Fiedler, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Wiebelsheim 2005, empfohlen. Es steht hoffentlich in vielen öffentlichen Bibliotheken, als private Anschaffung ist das Buch für den lediglich interessierten Laien zu teuer.
Schönes Wochenende!
MP
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.12.07 12:38.