Ich habe beide Gläser seit drei Monaten in der neuesten Version. Fazit: Das SE steht zum Verkauf. Nikontypisch sieht das Bild sehr kontrastig aus, wegen der extrem scharfen Darstellung grober Kanten, darauf beruht meiner Meinung auch der gute Ruf dieses Binos, das ist Wahrnehmungspsychologie. Die Auflösung/Kontrast in der Mitte ist bei meinen Gläsern beim Habicht, beim SE und beim Swarovision 8x32 mit Testcharts exakt gleich - offensichtlich sind meine Augen das limitierende Element. Das Nikon begeistert spontan jeden, der Habicht aber auch - sonst ist es ein wohl ein schlechtes Exemplar - er ist aber vielleicht mehr für echte Liebhaber. So, wie etliche Fotografen eben partout nicht Nikon wollen, sondern Olympus oder Leica. Ich finde ihn für meine Prioritäten einfach besser als das Nikon - es ist das schönere, hellere Bild mit wirklich atemberaubender Transparenz und Farbigkeit. Das Nikon wirkt etwas gedämpfter, schlammiger dagegen. Man muss die Gläser aber wirklich gegeneinander testen, allein ist am Nikon nix zu meckern, und im Vergleich zum Swarovision wird der Porrofan durchaus belohnt und freut sich über 3D und das viele gesparte Geld. Ich habe beim Habicht kleine halbkreisförmige Schaumstoffpolster zur Augenauflage drangeklettet und nutze ihn sehr nah am Auge ohne die fehlkonstruierten Gummimuscheln. Beim Nikon ähnlich - mit den Augenmuscheln komme ich gar nicht klar, selbstkonstruiert ist besser. Der Habicht hat für mich einen viel leichteren, sichereren Einblick - das sprichwörtliche offene Fenster, wirklich fabelhaft, während das SE distanziertere Bilder macht. Generell ist das Nikon ausserhalb der hellen Tageslichtbeobachtung für mich anstrengender im Durchblick. Weiss nicht, wieso, wahrscheinlich die berüchtigten Okulare. Vor allem, der Habicht lässt sich im Nahbereich fantastisch nutzten, wo das Nikon wiederum viel anstrengender wird. Sehr wichtig für mich. Nahbeobachtung mit dem Habicht ist wirklich spektakulär. Der Habicht ist etwas nervöser mit Einstrahlungen, aber das Nikon ist auch nicht wirklich gut, und das Swarovision auch nicht. Klar, das Nikon hat gute Randschärfe, der Habicht bei offener Pupille nicht. Aber mich würde das nur beim Stativeinsatz stören. Das Nikon hat gegen meine Art der Habichtnutzung fast schon einen Tunnelblick - es ist mir nicht weitwinklig genug, das wird man durch das Swarovision einfach verdorben. Ergonomisch ist das Nikon tiptop, alles mit samtiger Friktion, wo der Habicht neu etwas steif ist. Aber ja, das SE wirkt sehr japanisch profan, während der Habicht schlicht und einfach EXTREM sexy ist. Das Nikon ist ein Klassebino; aber ich wünschte, sie würden die Transmission auf Habichtniveau bringen. Was nicht mehr passieren wird. Und die knapp 100g Gewichtsdifferenz sind auch da und spürbar. Den Habicht vergesse ich unterm Arm, das Nikon nicht.
Der Habicht ist das Glas, mit dem ich immer wieder versucht bin, wie ein Kind nach den nah gesehenen Dingen zu greifen. Beim Nikon ist das nicht so. Der Habicht hat für mich das schönste Bild überhaupt. Mittenschärfe und Transparenz kann man schwerlich verbessern. Die Schwergängigkeit des Fokussiertriebs ist der grösste Nachteil, kann aber notfalls im Service nachjustiert werden, und die Einstahlungen lassen sich durch selbstgebastelte Gegenlichtblenden besonders für die Abendbeobachtung deutlich reduzieren. Seit ich für ganz wenig Geld einen Habicht von 1961 gekauft habe, bin ich überzeugt, dass sich echte Qualität durch nichts ersetzen lässt. Das Vögelchen ist eine Konstruktion von 1949... und fliegt immer noch. Und wie.
Zum SE vs E2, ich werde früher oder später das E2 testen, und würde es sofort wieder zurückschicken, wenn es in der Mitte nicht genau so scharf wie meine anderen Gläser wäre. Das ist wirklich nicht zuviel verlangt.