"Welches Fernglas könnte als typisches Gegenbespiel von “overengineering” genannt werden?"
Lieber Hans,
eine knifflige Frage - im Grunde koennte man fast jedes moderne "Birder" Fernglas als ueberzuechtet bezeichnen. Ein Beispiel waere das 8x32 Zeiss Conquest HD, das viele Funktionen umfasst (inklusive 1.5m Nahpunkt und schnelle Fokussierung), dazu recht kompakt ist, und bekanntlich bereits Probleme mit dem Fokus gezeigt hat. Wenn ich das Swarovski 8x32 SV betrachte, dann ist dort sehr hart auf Randschaerfe getrimmt worden, mit den bekannten Nebeneffekten. Auch hat man das Streulicht hier nicht ganz so perfekt in den Griff bekommen, wie man es von dieser Preisklasse her kennt, und irgendwie schwingt in mir die Frage immer mit: Wird die Fokussierung auch in 10-15 Jahren noch laufen?
Es ist schwer zu sagen und im Grunde auch Kaffeesatzleserei, denn viele dieser Entwicklungen sind ja noch recht jung. Es liegen wenige Erfahrungswerte ueber die langfristige Zuverlaessigkeit vor. Die Top-Fernglaeser der 1990er Jahre, das Leica Trinovid und das Zeiss Dialyt, waren vergleichsweise einfach gestrickt und haben sich langfristig bewaehrt. Wuerde ich morgen auf eine einsame Insel verbannt, dann wuerde ich von Swarovski wohl eher ein SLC mitnehmen als ein EL/SV, von Zeiss vielleicht eher das HT als das SF, weil man dort womoeglich konventioneller und einfacher konstruiert hat als bei den hochgezuechteten Birder-Glaesern.
In gewisser Weise ist ein altes Hensoldt-BW Glas oder das NVA DF natuerlich noch immer unschlagbar :-)
Viele Gruesse,
Holger
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.06.14 02:56.