Ich zähl‘ mal die Vorteile des 10x42 L IS WP auf:
- Stabilisierungsfunktion: einwandfrei, arbeitet der Beobachter mit, ist das Bild nahezu zitterfrei und man wird mit wesentlich mehr Details belohnt als mit einem konventionellen Glas – hervorragend
- Die Stabilisierung bringt auch bei bewegten Motiven einen großen Gewinn
- Sehr hoher Kontrast. Sehr resistent gegenüber Streulicht. In dieser Beziehung das beste Glas, welches ich kenne. Vergütungen auch der Glasplatten vor den Objektiven vorbildlich – dieses Geschäft versteht Canon.
- Sehr gute Mittenschärfe (wobei bei meinem Exemplar der rechte Tubus etwas schärfer zeichnet), gute Randschärfe dank Bildfeldebnungslinsen
- Mitteltrieb sehr gut, kann allerdings etwas variieren von Glas zu Glas (meine Erfahrung)
- CA sehr gut korrigiert
- wasserdicht (WP = waterproof)
- Einblickverhalten mit Brille (für mich) sehr gut. Die Augenmuscheln befinden sich dabei in der untersten Stellung. Reagiert sehr gutmütig, auch wenn man das Glas nicht genau ansetzt
- Verglichen mit den „premium“ Gläsern EL, SF, Noctivid ist der Preis deutlich niedriger
- Eingebautes Stativgewinde – lässt sich problemlos auf Fotostativ montieren
Und hier die Nachteile, Vergleich hier v.a. mit dem 10x42 SF:
- 2 Ersatzbatterien sollte man immer mitführen. Empfehlung: eneloop Akkus – die entladen sich auch nach längerer Zeit (Monaten) kaum. Ebenso ein gutes Batterieladegerät, welches u.a. die Kapazitäten nach dem Ladevorgang anzeigt. Etwas Batteriemanagement ist also erforderlich.
- Die Eintrittspupille des Canon erreichte nach dem Test in“interstellarum Sonderheft 2/2010“ im grünen Licht nicht ganz den spezifizierten Wert: links 40.5, rechts 41mm. Ältere Exemplare besaßen sogar nur ca. 37mm EP – hierauf hat W.E. Schön vor etlichen Jahren hingewiesen, aber das ist Vergangenheit.
- Das Bild ist, verglichen mit dem 10x42 SF, eindeutig etwas dunkler. Das fällt auch tagsüber auf.
- Aufgrund der Bauform liegt das Canon nicht gut in der Hand.
- Gewicht etwas über 1.1 kg. Ich verwende das Glas mit einem Schultergurt.
- Dioptrienausgleich mit nur ca. 3 Dioptrien sehr sparsam – wer ohne Brille beobachten möchte, sollte das unbedingt vor dem Kauf testen. Ich konnte in den ersten Jahren (vor der Reparatur, siehe unten) meinen Unterschied von genau 3.0 Dioptrien nicht ganz ausgleichen, konnte also nur mit Brille beobachten
- Augenmuscheln recht hart – nicht so gut wie beim SF.
- Farbcharakteristik: geht leicht nach grün-gelb. Zum Vergleich: das SF geht ein wenig nach grün, das 8.5x42 EL schneidet hier am besten ab.
- Die Objektivschutzkappen lösen sich sehr leicht
- Wie Dominique schrieb, beträgt die Garantiezeit wohl nur 2 Jahre. Beim Canon-Service weht ein deutlich rauerer Wind als z.B. bei Swarovski oder Zeiss
Würde ich es wiederkaufen? Beim Vergleich 2011 mit anderen Gläsern gab es noch kein SF. Der Detailgewinn durch die Stabilisierung ist enorm – diesen Riesenvorteil mit den erwähnten Nachteilen abzuwägen ist nicht leicht. Wenn ich mich so zurückerinnere – die schönsten Vogelbeobachtungen aus freier Hand sind mir mit dem Canon gelungen, aber man muss mit der unbequemen Handhabung leben. Bei meinem Glas war trotz sorgfältigem Gebrauch nach ca. 3 Jahren eine Reparatur fällig (ca. 270 €).
Grüße von Andreas