Die Situation ist leider wohl komplizierter. Das Problem besteht darin, dass man einen sehr komplexen Prozess gern in eine einzige Zahl quetschen moechte. Mir wurde erklaert, dass vergleichende Transmissionswerte streng genommen stets an dem selben Spektralphotometer vorgenommen werden muessen, wenn man eine Genauigkeit im Bereich eines % erwartet.
Wieso laesst sich das nicht genauer normieren? Die Antwort ist: Das Verfahren laesst sich normieren, aber die Ungenauigkeit kann dabei nicht unter einige % gedrueckt werden. Wichtig ist die genaue Wahl der Kombination von Lichtquelle und Detektor (hier gibt es je nach Hersteller unterschiedliche Preferenzen). Damit muss man zunaechst die Nullkurve bestimmen, d.h. man misst ohne Fernglas und speichert das gemessene Spektrum. Zwei solcher Messungen sind nie genau identisch: Der Detektor driftet, weil dessen Empfindlichkeit von der Temperatur abhaengt, und diese schwankt beim Betrieb stets ein wenig. Wenn man die Lichtquelle austauscht, dann bekommt man auch stets etwas unterschiedliche Resultate. Jetzt folgt die Messung mit Fernglas, die man mehr als einmal durchfuehren sollte, weil es nicht immer gelingt, die Optik exakt mittig unter den Lichtkegel zu bringen. Man muss bei der Messung auch genau auf die Austrittspupille abblenden, weil man sonst Streulicht mitmisst! Hier kann man sehr leicht Fehler machen, da die Austrittspupille ja nie exakt gleichfoermig ausgeleuchtet ist, insbesondere, wenn sie nicht genau kreisfoermig ist. Das Transmissionsspektrum wird dann aus den Resultaten mit und ohne Fernglas ermittelt. Anschliessend wird es mit einer vorgegebenen Funktion, welche die Empfindlichkeit des Auges gewichten soll, multipliziert und dann integriert, um die endgueltige (gewichtete) Transmission zu erhalten. Da die Empfindlichkeitskurve des Auges in der Daemmerung anders ausfaellt als am Tage, erhaelt man unterschiedliche Messwerte fuer das Tagessehen und das Nachtsehen. Diese Kurven entstammen uebrigens irgendwelchen Biologiebuechern und sind das Resultat von Durchschnittsmessungen - jeder einzelne Mensch hat aber seine individuelle Empfindlichkeitskurve, die auch signifikant von diesen Standardwerten abweichen kann. Wenn man es genau nimmt, dann benutzt man fuer die Tagesmessung nur die zentralen 3mm der Austrittspupille, bei der Daemmerungsmessung dann aber die komplette Austrittspupille. Erhaelt man schliesslich nach mehreren Wiederholungen der Messung unterschiedliche Werte, so kann man entweder mitteln oder den Maximalwert als Messwert akzeptieren (indem man etwa annimmt, dass man bei den anderen Messungen das Fernglas nicht optimal positioniert hatte). Zwischendurch ist immer wieder die Messung der Nulltransmission zu wiederholen, weil der Detektor inzwischen gedriftet haben koennte. Man kann anstelle der gewichteten Transmission auch die maximale Transmission angeben, die man fuer irgendeine Wellenlaenge gefunden hat. Manche Firmen geben auch nur die Transmission fuer die gruene (e) Linie an, die nahe am Empfindlichkeitsmaximum des Auges liegt.
Was das Swift anbetrifft: Ich weiss, wer diese Messungen gemacht hat, und bin daher davon ueberzeugt, dass sie korrekt durchgefuehrt wurden. Wenn also an dem selben Spektralphotometer das Swift eine hoehere Transmission erzielt hat als ein Leica Ultravid, dann ist das eine belastbare Aussage. Der am Ende erhaltene Wert fuer die Transmission kann aber bei Messungen unter anderen Bedingungen (Photometer von einer anderen Firma mit unterschiedlicher Ausstattung und Software) um einige % unterschiedlich ausfallen, daher sind Angaben von unterschiedlichen Quellen leider nicht vergleichbar, falls man auf eine Genauigkeit im % Bereich angewiesen ist.
Fuer mich ist es keine grosse Ueberraschung, dass das Swift eine gute Transmission hat: Bei seinem mageren Sehfeld hat es vermutlich ein recht einfaches Okular mit wenigen Linsenelementen und auch kleine Prismen. Wenn der Hersteller eine effektive Verguetung verwendet und die Prismen einigermassen hochwertig verspiegelt, dann sollte er keine Probleme damit haben, bei diesem Modell eine gute Transmission zu erzielen. Mir ist das Sehfeld dieses Swift leider auch zu eng. Mangels guter Alternativen auf dem Markt der 7x Fernglaeser habe ich mir daher mal ein gebrauchtes Zeiss 7x42 Dialyt mit 150m Sehfeld zugelegt. Ich finde, weniger macht keinen Sinn, denn den Bereich von 130m-140m kann man gut mit 8x42 Fernglaesern abdecken. Wenn ich die Vergroesserung auf 7x reduziere, dann will ich mehr Sehfeld, und nicht genauso viel wie es ein 8x liefern wuerde.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz