Hallo Walter,
kurz zu den Mikroskopobjektiven. Für das im Innern eines solchen Objektivs verwendete Fluorit ist es unerheblich, ob es sich um ein Immersionsobjektiv handelt oder nicht. Bei Immersionsobjektiven wird ein Ölfilm zwischen Präparat und Frontlinse gebracht und dem Fluorit im Innern ist es egal, ob der Ölfilm vor dem Objektiv ist oder nicht. Ist das Mikroskop in Verwendung, dann ist er da; wird das Mikroskop nicht genutzt, dann ist er weg (zumindest sollte er weg sein ...). Dagegen kann mit den Jahren Feuchtigkeit ins Innere gelangen und wäre Fluorit hygroskopisch, wie damals von der Konkurrenz der Fluorit-Apochromate behauptet, dann könnte das dem Mikroskopobjektiv schon eher schaden. Die Firma Zeiss hat aber mit Erfolg über viele Jahrzehnte Halbapochromate und Apochromate mit Fluoritlinsen in der Mikroskopie verkauft und die Kunden haben sie mit Freude genutzt. Meine z.T. über 50 Jahre alten Apochromate erfreuen sich übrigens auch heute noch bester Gesundheit. Ob Abbe seinerzeit die Fluoritlinse in Kittgruppen "versteckt" hat, weiß ich nicht. Bei moderneren apochromatischen Mikroskopobjektiven von CZJ ist das nicht zwingend der Fall.
> Auf jeden Fall ist die Beanspruchung eines Mikroskopobjektivs hinsichtlich der mechanischen und termischen Belastung wohl eine ganz andere, als die eines 4,6 oder 8-Zoll-APO.
Na klar, das will ich gar nicht bestreiten.
> In der Natur habe ich, glaube ich, überhaupt noch kein Calciumfluorid gesehen ...
Hast Du noch nie Fluorit (Flußspat) live gesehen? Geh mal in ein altes Bergwerk oder auf die Halde eines im Betrieb befindlichen, dann sollte mit etwas Geduld Fluorit (Flußspat = CaF2) in seiner kristallinen Form zu finden sein. Auch in Kiesgruben kann man fündig werden. Soweit ich weiß, hat sich Abbe seinerzeit die großen Fluoritkristalle im Urlaub in der Schweiz besorgt und bei Zeiss in Jena hat man apochromatische Mikroskopobjektive daraus gemacht.
> ... und ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es dort die Kristalle mit optisch polierten, sphärischen Oberflächen gibt.
Da kann ich Dir wieder zustimmen, fertig geschliffene Linsen wird man in Bergwerken oder in den Alpen nur sehr selten finden ......
> Die MC-Vergütung wird von Takahashi behauptet (FS-Serie, wie Du sagst).
Also für meinen verflossenen Tak FS 78 kann ich sagen, die MC Vergütung ist keine Behauptung, sie war auch auf den Linsen. Ich bin mir da eigentlich ziemlich sicher, dass das nicht nur eine Schutzschicht war und auch keine "Rotvergütung" oder ähnlicher Unsinn. Daher habe ich keinen Grund zu zweifeln, dass Takahashi die Technologie hierfür hatte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Japaner die Verwendung von Fluorit für Refraktorobjektive in dem Moment eingestellt haben, wo man mit ED Gläsern (SD, UD oder wie auch immer die Bezeichnung lauten mag) vergleichbare Optiken deutlich günstiger und einfacher herstellen konnte. Der Argumentation mit den unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten und der Fokusdrift bei Temperaturänderungen kann ich auch noch folgen. Bei den Geschichten über hygroskopische Eigenschaften und mangelnde Resistenz gegen Umwelteinflüsse habe ich meine Zweifel.
Es bleibt natürlich die Frage, ob ein neuer Vixen ED mit einem alten Vixen FL gleichziehen kann. Die Frage kann ich genausowenig beantworten wie jeder andere, der zwei solche Teleskope mit vergleichbarer Öffnung nicht in der Praxis gesehen hat. Also müssen wir warten, bis jemand mit der entsprechenden Erfahrung kommt und uns in der Beziehung aufklärt ...
Viele Grüße, Frank.