Schon frueher war mir aufgefallen, dass ein Weitwinkelfernglas unter sehr schwachen Lichtverhaeltnissen das Identifizieren von Objekten erleichtert. Um diesen Vergleich anzustellen, benoetigt man mehrere Fernglaeser mit gleich grossen Austrittspupillen und aehnlicher Transmission. Eine typische Beobachtungssituation ist eine Waldlichtung in der Nacht, mit etwas Restlicht vom Mond.
Ich hatte das bessere Abschneiden der Weitwinkeloptiken damit erklaert, dass hier die Objekte besser in ihrem Umfeld integriert sind und auf diese Weise leichter interpretiert werden koennen. Erst jetzt kam mir die Idee, dass es ja auch physiologische Gruende gibt: Beim Nachtsehen werden die Staebchen der Netzhaut zum Rande hin zu sogenannten rezeptiven Feldern gebuendelt, wodurch die Empfindlichkeit fuer Restlicht gesteigert wird. Jeder Astronom kennt diesen Effekt und macht ihn sich zu Nutze, indem er die schwache Galaxie im Fernrohr nicht direkt anstarrt, sondern etwas daneben schielt. Es ist auch offensichtlich, dass ein Fernglas mit 70 Grad scheinbarem Sehfeld deutlich mehr Randbereiche der Netzhaut bescheint als ein Fernglas mit nur 50 Grad Sehfeld. Den Rest erledigt das Gehirn: Die Informationen aus allen Bereichen des Sehfeldes werden verarbeitet und zu einem kompletten Bild zusammengefuegt, was mit der zusaetzlichen Information des Weitwinkelokulars zuverlaessiger moeglich ist als mit nur dem zentralen Ausschnitt des 50 Grad Okulars. Man darf auch nicht vergessen, dass unser visuelles System im Laufe der Evolution ja daraufhin optimiert wurde, das komplette Sehfeld der Augen bestmoeglich zu nutzen, und dieses umfasst bekanntlich einen sehr weiten Winkelbereich.
Nun ist es unter Jaegern ja durchaus ueblich, Fernglaeser mit zwar grossen Austrittspupillen, aber eher kleinen scheinbaren Sehfeldern zu nutzen. Es stellt sich also die Frage, ob es nicht gerade hier sinnvoll waere, weitere scheinbare Sehfelder einzufuehren, vielleicht sogar zu Lasten der Austrittspupille (d.h durch leichte Erhoehung der Vergroesserung, um die Dimension des Fernglases im Rahmen zu halten). Selbst wenn dadurch die Bildhelligkeit geringfuegig sinken sollte, wuerden doch Teile des Bildes auf periphere Zonen der Netzhaut gebracht und deren erhoehte Restlichtempfindlichkeit genutzt. Ist das jemals in Erwaegung gezogen worden?
Gruss,
Holger Merlitz